Rezension

Wunderschön traurig und wunderschön humorvoll

Marianengraben - Jasmin Schreiber

Marianengraben
von Jasmin Schreiber

fTrauer - Depression - Verlust - Tod - wieder aufsteigen aus den Tiefen des Marianengrabens - Südtirol - Tirol - Roadmovie - ein Hund und ein Huhn - Friedhöfe und Urnen

          Paula ist in tiefer Trauer versunken. Sehr tief. So tief wie der Marianengraben (11.000 Meter - man achte auf die Kapitelüberschriften!). Ihr kleiner Bruder wollte immer in den Marianengraben - einen neuen Fisch finden. Aber jetzt ist der kleine Bruder tot - ertrunken. Und Paula findet nicht aus ihrer Trauer und Depression heraus. Aber als sie bei einem nächtlichen Besuch am Grab ihres Bruders Helmut kennen lernt - einen älteren Herrn, der ebenfalls viele Verluste in seinem Leben verkraften musste- - ändert sich etwas. Die beiden gehen auf eine Reise in die Alpen - mit Hund und Huhn (was es mit dem Huhn so auf sich hat ist irgendwie witzig - und irgendwie traurig - genau wie das gesamte Buch).

Und so langsam steigt Paula hoch aus ihrer Trauer (man achte wieder auf die Kapitelüberschriften).

Ich hatte das Glück, mir schnell eine der raren Karten für eine neue Art von Leserunde zu kaufen beim Lesefestival NRW in Köln. Das Buch erhielt ich schon Ende Dezember vorab - Ende Januar war dann eine Diskussionsrunde. Moderiert und mit Autorin. Alle hatten das Buch gelesen - es war daher eine sehr interessante Gesprächsrunde. 

Die Autorin erzählte, dass sie Depressionen selbst sehr gut kennt - aber ihr kleiner Bruder lebt. Sie erzählte auch, dass sie keine Roadmovies mag - aber sie hat einen geschrieben. Und zwar einen guten. In einer sehr bildhaften Sprache mit sehr lebensechten Dialogen (die Autorin erzählte, dass sie zwar auf einer alten Schreibmaschine schreibt - aber die Dialoge diktiert). Als Leser sieht man quasi einen Film vor sich ablaufen. Es war übrigens auch ein Filmemacher in der Diskussionsrunde - und der meinte auch, dass das Drehbuch quasi schon fertig wäre.

Bei allem Hype und aller Kritik, die es derzeit um dieses Buch herum und um die Social-Media-Aktivitäten der Autorin gibt (die erste Auflage des Buches im Eichborn-Verlag war schon vor Erscheinungstermin ausverkauft) sollte nicht vergessen werden, dass es sich bei diesem Buch um ein bemerkenswertes Debüt handelt. 
Diese Balance aus einer tieftraurigen Geschichte gepaart mit schönen und humorvollen Szenen hinzubekommen - das gelingt nur wenigen. Jasmin Schreiber kann das.