Rezension

Wunderschön und warmherzig – von der Autorin erzählt

Ende in Sicht -

Ende in Sicht
von Ronja von Rönne

Bewertet mit 5 Sternen

Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, begegnen einander auf  spektakuläre Art und Weise. Hella, mit ihren 69 Jahren des Lebens überdrüssig, ist auf dem Weg in die Schweiz. Gerade fährt sie unter einer Autobahnbrücke, als etwas vor ihren alten Passat fällt. Es ist die 15jährige Juli, die den Sturz eigentlich nicht überleben wollte, aber jetzt bleibt ihr nichts anderes übrig, als zu Hella ins Auto zu steigen.

Ronja von Rönne spricht das ungekürzte Hörbuch selber ein, es waren trotz des ernsten Themas sechs unterhaltsame Stunden. Die beiden Frauen nähern sich an, zunächst unfreiwillig. Aber bald merken sie, dass sie sich mögen, auch wenn mal die eine, dann die andere ziemlich bärbeißig daherkommt.

Lange habe ich überlegt, ob ich hier wirklich dabei sein möchte, über den Wunsch zu sterben lesen will. Diese gemeinsamen Tage der beiden setzten viele Emotionen frei. Es ist aufwühlend, dann wieder ganz leicht, voller Harmonie. Juli trägt ein Schneckenhaus immer bei sich, es erinnert sie an ihre Mutter. Wäre es nicht schön, wenn sie sinnbildlich ihr selbst gewähltes Schneckenhaus verlässt, am besten zusammen mit Hella? So dachte ich mir zuweilen.  Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende… Ja, so oder so ähnlich enden Märchen.

Eine wunderschöne, tieftraurige, zu Herzen gehende Geschichte, die ganz warmherzig von einer zufälligen Bekanntschaft weiß - voller Leben, neugierig und  bittersüß, sehr behutsam erzählt.

Ich habe diese intensiven Stunden nicht bereut, Ronja von Rönne ist die perfekte Interpretin ihrer Geschichte. Das letzte Lied, die letzten Zeilen sind verklungen. Frei nach Hermann Hesse „…Jedem Ende wohnt ein Zauber inne… Der Gegner und Verbündete war ich und endlich, endlich ist das Ende in Sicht.“ Dieses Lied hallt noch lange nach.

Als Hörbuch bei USM Audio erschienen, von der Autorin eingesprochen, ist „Ende in Sicht“ eine ganz besondere Geschichte. Mal laut, mal leise, voller Wärme - das Lied ist verklungen.