Rezension

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Wunderschöne Buchidee - leider mit ein paar Schwächen…

Zwischen uns das Meer - Nena Siara

Zwischen uns das Meer
von Nena Siara

Bewertet mit 3 Sternen

Wunderschöne Buchidee - leider mit ein paar Schwächen…

Der Liebes- bzw. New Adult-Roman „Zwischen uns das Meer: Zion & Lia“ von Nena Siara ist am 02. Mai 2019 im DIGITAL PUBLISHERS (dp) Verlag erschienen uns spielt in England.

Zion ist Surfer durch und durch und verbringt fast jede freie Minute auf dem Meer. Eines Abends sieht er einen völlig entkräfteten Hund in den Wellen und rettet ihn. Als angehender Tierarzt ist es eine Selbstverständlichkeit für ihn, sich um das Tier zu kümmern und als kein Besitzer ausgemacht werden kann, behält er Wave nur zu gern. Ein paar Jahre später zieht es Wave zu einem Mädchen am Strand, die total negativ auf ihn reagiert. Und nicht nur auf Wave, auch auf Surfer ist sie nicht gut zu sprechen und so hat Zion erstmal schlechte Karten. Doch Zion kann das nicht akzeptieren, denn er fühlt sich von Lias geheimnisvoller Art angezogen und will sie nun für sich gewinnen. Vor beiden liegt eine aufregende Zeit, die geprägt ist von Zions Bemühungen, Lia für sich zu gewinnen und von Lias innerem Konflikt, ob sie Zion vertrauen kann und ihm ihr Herz öffnen soll.

Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut, weil es etwas abstrakt ist und sich damit von anderen Büchern dieses Genres abhebt und es passt (mit dem in mir entstehenden Eindruck von Meereswellen) hervorragend zur Geschichte, genau wie der Titel. Besser geht aus meiner Sicht kaum.

Und auch der Klappentext ist für meinen Geschmack wirklich gelungen, macht neugierig und lässt direkt eine zum Roman passende Stimmung entstehen. 

Ein paar Abende habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich am Ende leider doch mit einer kleinen Enttäuschung zurücklässt.

Leider wurde dieser Eindruck insbesondere durch die Protagonistin geprägt. Lia ist eine junge, selbstbewusste Frau. Sie ist Sportlerin (Schwimmerin) und studiert. Vor ein paar Jahren hat sie ihre Mutter und ihren Hund verloren. Das Erlebnis hat sie traumatisiert und sie lebt abgeschottet auf einer kleinen Insel. Durch das, was ihr bzw. ihrer Mutter widerfahren ist, fällt es ihr schwer, Vertrauen aufzubauen, vor allem wenn es sich um Surfer handelt. Doch dann lernt sie Zion kennen. Anfangs ist sie etwas skeptisch und etwas unnahbar, doch dann geht es plötzlich ziemlich schnell mit ihr und Zion. Sie verliebt sich in ihn und landet für meinen Geschmack auch sehr schnell mit ihm im Bett. Und von da an kann Lia ihre Finger nicht mehr von Zion lassen. Ihr Durst nach ihm scheint unstillbar und erkannt sich kaum erwehren. Leider sehe ich daneben nicht wirklich andere Dinge, die die beiden verbindet. Auf mich wirkt Lia dadurch leider recht oberflächlich und obwohl die Idee der Geschichte so viel Potenzial für die Protagonistin bietet, wird das nicht ausgeschöpft, wie ich finde. Ich kann so gar nicht warm werden mit ihr und finde sie auch nicht sympathisch. Irgendwie scheint ihr auch alles zu gelingen und mir persönlich ist sie einfach zu perfekt. SPOILER ANFANG: Sie sieht gut aus, ist schlank und sportlich, trainiert Schwimmen und erreicht ständig neue Bestzeiten. Die Jungs mögen sie alle. Sie trinkt sie unter den Tisch und ist dann noch nicht mal sehr angeschwipst. SPOILER ENDE Sie hat keine wirklichen Hürden zu überwinden. Sie knabbert „lediglich“ noch am Tod ihrer Mutter. Zions zwei kleine Ausrutscher sind ja auch schnell wieder vergessen bzw. anstatt ihn zu meiden, so dass ihm sein Fehler bewusst wird, geht sie auf ihn zu und will alles klären. Am schlimmsten war für mich ihr Umgang mit Wave. Auch nach der Auflösung kann ich ihr Verhalten bzw. Ihre Gefühle dem Hund gegenüber in keinster Weise nachvollziehen. Insgesamt betrachtet, macht Lia aus meiner Sicht keine wirkliche Entwicklung durch. Weder Want, noch Need sind wirklich klar herausgearbeitet, auch wenn ich meine erkannt zu haben, dass Lia geliebt werden will. Nur hätte ich das auch gern an ihren wachsenden Gefühlen sehen wollen und nicht nur an ihrer körperlichen Lust auf Zion. Lia ist für mich leider nicht dreidimensional, d.h. mir persönlich fehlt Tiefe. Für mich persönlich ist Lia in ihrer Figur auch widersprüchlich. Damit meine ich, dass das was sie sein soll und das, wie sie gezeigt wird, für mich nicht immer zusammenpassen. SPOILER ANFANG: Sie kann sich schlecht auf neue Menschen einlassen und Vertrauen aufbauen. Insbesondere Surfer mag sie nicht. Und schwups ist sie mit Zion zusammen und sie landen im Bett. SPOILER ENDE Aber was mir wirklich gut gefallen hat, war, dass sie sich nicht von Jungs unterkriegen lässt und „ihre Frau steht“. In der heutigen Zeit brauchen wir starke Protagonistinnen.

Zion ist mir da deutlich sympathischer, aber auch ihm fehlt es meiner Meinung nach an Tiefe. Er verliebt sich in Lia und will sie für sich gewinnen. Dafür lässt er sich jede Menge einfallen, sorgt aber mit manch einem Verhalten bzw. dem was er so sagt, für Minuspunkte. SPOILER ANFANG Vor Lia lässt er sich von Luisa küssen und sagt ihr danach er hat ja nicht zurückgeküsst. Ich meine: Wie bitte? Und tatsächlich verzeiht Lia ihm sofort. Hm. Mich holt das nicht ab. SPOILER ENDE Aber dafür ist er ja unheimlich lieb zu den Tieren und wirklich fürsorglich. Auch wie er mit seinem Chef umgeht, gefällt mir sehr. Sein Ziel ist klar, doch auch für ihn hätte ich mir höhere Hürden gewünscht, um sein Ziel zu erreichen. Eine Entwicklung macht auch er nicht wirklich durch, finde ich. Außerdem hätte ich mir noch ein wenig mehr von dem Flair des Surfer-Daseins und der Lebensart gewünscht, weil ich Zion manchmal ein bisschen steif empfand, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Trotzdem ist er in seiner Art sehr authentisch und gelungen.

Die Handlung hat mir insgesamt gut gefallen, nur konnte ich nicht genau herauslesen, für welche Struktur sich die Autorin entschieden hat, d.h. 3-Akter, 4-Akter, Heldenreise, etc. Eine Spannungskurve konnte ich leider auch nicht ausmachen. Vielmehr wirkte es wie eine Erzählung: und dann, und dann, und dann… Leider fehlt es auch der Handlung an Tiefe und es passieren viele Dinge, zum Teil auch überraschend, nur leider nicht immer nachvollziehbar. SPOILER ANFANG Mir hat sich immer noch nicht erschlossen, warum Lia’s Mutter den Hund „im Meer ausgesetzt hat“ und unbedingt wollte, dass Zion ihn bekommt. Oder wieso Lia nun Wave hasst, auch nachdem sie die Wahrheit kennt. Selbst wenn er eine Art Sinnbild für ihren Schmerz sein soll, finde ich ihre Reaktionen nicht nachvollziehbar. Da hätte ich mir gerade nach der Auflösung eine emotionalere Wendung Lias gewünscht. SPOILER ENDE Außerdem gibt es recht viele Bettszenen. Da hätte für mich ruhig die eigentliche Liebesgeschichte zwischen Zion & Lia mehr Platz einnehmen und in den Vordergrund treten können, aber auch das ist nur mein persönlicher Geschmack.   

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 13 längere Kapitel + Prolog + Epilog, die in der 3. Person Singular in der personalen Erzählform abwechselnd aus Zion’s und Lia’s Sicht im Präteritum geschrieben sind. Das mag ich persönlich gern, um mich gut in die Figuren hineinversetzen zu können, nur ist es hier nicht durchgängig gelungen. Dafür ist natürlich nicht nur die Perspektive ausschlaggebend, sondern es gab noch das ein oder andere, das mich in meinem Lesefluss gestört hat.

Zu allererst muss ich direkt sagen, der Prolog war grandios! Der hat mich tatsächlich gepackt, war so gefühlvoll und so wollte ich auch weiter mitgerissen werden. Leider ist das aber nicht vollends gelungen. Einige Passagen lasen sich für mich zum Teil sehr monoton und es war mehr eine Erzählung, als eine konfliktreiche, spannende Story. Der Schreibstil ist mir noch nicht flüssig, aber vor allem nicht jugendlich genug. Manche Formulierungen finde ich ein wenig ungeschickt und auch sprachlich nicht immer passend zu diesem Genre und die Dialoge wirken zum Teil noch etwas starr. Für einen New Adult-Roman hätte ich mir viel mehr Lebendigkeit und Frische gewünscht. Aber was ich persönlich besonders schade fand, war die nur wenig dargestellte emotionale Ebene und deshalb fehlt es dem Roman für meinen Geschmack auch ein Stück an Tiefe. Da hätte mit noch mehr „Show don’t tell“ aus meiner Sicht ein noch besseres Ergebnis erreicht werden können. Dafür fand ich aber die atmosphärischen Beschreibungen und die Beschreibungen der Settings gut gelungen und konnte sie mir auch prima vorstellen.

Mein Fazit nach 290 Seiten:

„Zwischen uns das Meer: Zion & Lia“ zeigt, wie schwierig es sein kann, den Verlust eines nahestehenden Menschen zu verarbeiten und was Vorurteile einen Menschen auch verpassen lassen könnten.

Wer eine bewegende Liebesgeschichte mit einigen Bettszenen sucht, der auch das Thema „Verlust eines nahestehenden Menschen“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch trotz einiger Schwächen eine Kaufempfehlung (3/5 Sternen), weil es eine wunderschöne Idee und vor allem Zion sehr sympathisch ist. Einen Stern ziehe ich für die Protagonistin ab. Die ist mir persönlich noch nicht ausgereift genug ist, d.h. ihr fehlt es an Tiefe, sie hat keine wirklichen Hürden und sie macht zu wenig Entwicklung durch. Einen weiteren Stern ziehe ich für den Schreibstil ab. Für einen New Adult-Roman muss es für meinen Geschmack deutlich jugendlicher, frischer und lebendiger sein.

Insgesamt ist es eine wunderschöne Buchidee, die für mich viel Potenzial hat, das aber leider nicht vollends ausgeschöpft wurde. Gerade auf der emotionalen Ebene wäre sie noch ausbaufähig.

Trotzdem vielen Dank an Nena Siara für diese Geschichte.