Rezension

Wunderschöne Sprache - aber der Inhalt konnte mich nicht überzeugen

Wolgakinder - Gusel Jachina

Wolgakinder
von Gusel Jachina

Wolgadeutsche - Steppe - Stalin - Wolga - Russland - Sowjetunion - unglückliche Liebe - Vergewaltigung - Kommunismus

Gerade hatte ich in "Gringo" von Franz-Josef Brüseke eine tragische Geschichte über Wolgadeutsche gelesen, die unter Stalin vertrieben wurden, nachdem sie von Zarin Katharina Ende des 18 Jhd. als Siedler angeworben wurden und die Steppenlandschaft an der unteren Wolga in eine blühende Agrarlandschaft verwandelt hatten. Auch früher hatte ich schon einmal einen Roman über Wolgadeutsche gelesen "Gelber Mond über der Steppe". 

Also griff ich beherzt zu diesem Buch, in der Hoffnung auf Beschreibungen der Weite, der Landschaft, der Lebensbedingungen - in der Hoffnung auf einen guten historischen Roman also.
Die Beschreibungen der Weite und der Steppe habe ich bekommen. Und das in einer wunderbaren Sprache. Der Rest konnte mich leider gar nicht überzeugen. Da ist zum einen der Lehrer Bach, der Protagonist zu Anfang des  Buches. Ein Gelehrter. Aber ansonsten ziemlich lebensunfähig. Er verliebt sich in eine Schülerin, die er privat unterrichtet. Sie ist auch gar nicht abgeneigt - aber ihr Beziehung wird sehr seltsam. Dazu kommen mystische Begebenheiten, die zwar schön beschrieben werden - mich aber etwas ratlos zurückließen. Und dann nimmt das Zeitgeschehen seinen Lauf - wobei mir die zeitlich-historische Einordnung manchmal schwer fiel. Und irgendwann hatte ich wirklich den Faden verloren. Die Lust am Lesen schon länger.
Schade. Lag eventuell an meinen Erwartungen. Wenn man in einem Buch nur die Sprache genießen möchte, nichts gegen "märchenhafte" Erzählungen hat (wobei die Märchen durchaus grausam-angsteinflössend sind) und keinen klassischen historischen Roman erwartet, kann man das Buch sicher genießen.
Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen und die Meinungen waren sehr geteilt.