Rezension

Wunderschönes Märchen über die wahre Geschichte des Weihnachtsmanns

Wunder einer Winternacht
von Marko Leino

Ausgerechnet an Weihnachten verliert er alles, was ihm lieb und teuer ist: Seine Familie.
Daher hätte niemand, vor allem er selbst niemals, gedacht, dass ausgerechnet der Heilige Abend sein ganz besonderer Tag wird.

 

Nikolas’ Eltern sind arm, doch sie sind glücklich. Hoch oben, im kalten Norden, auf einer abgelegenen Insel führen sie in einer kleinen, windschiefen Hütte ein einfaches Leben.
Doch eine einzige Nacht stellt alles auf den Kopf. Um Nikolas’ Schwester Ada zu retten, die plötzlich mit hohem Fieber zu kämpfen hat, entschließen sich sein Vater und seine Mutter, nachts während eines Sturms aufs Festland zu rudern.
Sie kehren nie wieder zurück.
Die Bewohner des nahe liegenden Dorfes beschließen, den Jungen bei sich aufzunehmen. Aber leider ist niemand von ihnen wohlhabend genug, um das Kind ganz zu adoptieren.
Und so muss es jedes Jahr an Weihnachten umziehen, bis ihm eines Tages nichts mehr übrig bleibt, als bei dem als bösartig verschrienen Iisakki unterzukommen.

 

 

Als ich Anfang Dezember beschloss, ein Buch passend zur Jahreszeit zu lesen, fiel mir sofort dieses in die Hände. Ich muss gestehen, am Anfang des Monats war ich nicht wirklich in Advents- geschweige denn Weihnachtsstimmung, aber mit Hilfe dieser kleinen, kurzen Geschichte kam dann doch allmählich die Freude auf das Fest der Feste auf. Vor allem weil sie so schön fantasievoll geschrieben ist.
Am meisten hat mich die Figur des Nikolas verzaubert. Anfangs hat man noch Mitleid mit dem Kind, das so jung zum Waisen wird und nicht weiß, wie es damit umgehen soll. Der Leser begleitet den Helden sein ganzes Leben hindurch, sieht mit an, wie er sich verändert und schließlich zur Legende wird. Er ist mit viel Liebe und für ein Märchen tiefgründig und vielschichtig gestaltet. Gleichzeitig sind seine Ängste und Nöte so beschrieben, dass selbst Jüngere sie gut nachvollziehen können.
Doch auch die übrigen Charaktere habe ich schnell in mein Herz geschlossen, allen voran die willensstarke Ada oder ihren geduldigen Vater Eemeli. Sie verleihen der Story noch mehr Lebendigkeit und Herzenswärme, indem sie die Hauptperson immer wieder aufrichten und nach Kräften unterstützen.

 

Passend dazu begeistert Marko Leino mit einem Schreibstil, der zwar einfach und flüssig zu lesen ist, aber gleichzeitig die perfekte Atmosphäre für die Handlung erzeugt. Man taucht regelrecht ein in die frostige Winterlandschaft, die genauso unwirtlich wie magisch erscheint. Dabei hat man die verschneiten Orte sofort vor Augen, die einen an die eigene Kindheit und die damalige Faszination für weiße Weihnachten erinnert. Gerade die Botschaft des Romans, dass Schenken oft mehr Freude bereitet als beschenkt zu werden, wird ohne viel Kitsch oder einer moralischen Keule, sondern eher berührend und unaufdringlich vermittelt.
Dazwischen lockert die eine oder andere Anekdote die teils sehr traurigen Passagen auf. Besonders die Stellen, in denen Nikolas versucht, seine Rentiere abzurichten, werden mit einem liebevollen Augenzwinkern erzählt. Auf diese Weise lernt man den aus so vielen Hollywoodfilmen bekannten Weihnachtsmann mal von einer ganz anderen, äußerst sympathischen und menschlichen Seite kennen.

 

 

Wunder einer Winternacht hat mich mit seiner wunderschönen Geschichte wirklich begeistert. Mit viel Liebe, leisem Humor, interessanten Details und vor allem den bezaubernden Figuren schafft Marko Leino eine fantasievolle Winterlandschaft voller Magie, die einen sofort in eine vorweihnachtliche Stimmung versetzt. Ganz nebenbei wird dem Leser die wichtigste Botschaft des heiligen Festes nähergebracht, ohne zu moralisieren oder zu belehren. Nikolas ist zudem ein Weihnachtsmann, wie man ihn selten sieht: Menschlich, tiefgründig und sogar mit dem einen oder anderen Fehler behaftet.
Wer also in der Adventszeit Probleme hat, sich in die richtige Stimmung zu versetzen oder gerne mal wieder ein Märchen passend zur Jahreszeit lesen möchte, dem sei das Buch wärmstens empfohlen!