Rezension

wundervoll und emotional

Morgen kommt ein neuer Himmel
von Lori Nelson Spielman

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Klappentext zu urteilen würde es eine emotionale, vielleicht auch manchmal verzwickte Geschichte werden, und mit dieser Annahme lag ich vollkommen richtig.
Der Schreibstil der Autorin und die liebevoll gestalteten Figuren zogen mich von Anfang an in ihren Bann.
Ich hatte direkt das das Gefühl, als würde ich Brett nicht nur als Leserin, sondern fast als gute Freundin begleiten. Sie ließ mich an ihren Zweifeln, Ängsten und Sorgen teilhaben, aber auch an ihrer Freude. Ich konnte alle Emotionen nicht nur sehr gut nachvollziehen, sondern ich teilte auch viele davon. So freute und litt ich oft mit ihr. Das erlebe ich in solchen Geschichten nicht so häufig.
Besonders beeindruckend fand ich zudem, wie sehr ich Bretts verstorbene Mutter mochte, obwohl sie ja nur indirekt mit der Geschichte zu tun hatte. Die Briefe die sie ihrer Tochter hinterließ und die Art und Weise wie Brett über sie sprach machte es mir vermutlich leicht. Fröhlich, gütig, weise und vorausschauend....
Das sind nur zwei Beispiele für die vielen tollen Figuren, die mir sehr ans Herz wuchsen, aber es gab natürlich auch Charaktere die mir Rätsel aufgaben oder denen ich teilweise kritisch, manchmal sogar ablehnend gegenüber stand. Aber wäre das nicht so gewesen, sondern eher reibungslos verlaufen, wäre der Roman nur halb so gut geworden.
Die Geschichte hat bei genauerer Betrachtung fast einen philosophischen Anstrich. Durch das eigentümliche Testament der Mutter, muss sich Brett u.a. mit den Fragen nach dem Glück und Sinn des Lebens auseinandersetzen. Sie lernt gezwungenermaßen ihre einstigen Ziele zu verfolgen, macht sich frei von Manipulation und lernt sich darüber neu kennen. Das fällt ihr natürlich nicht leicht, aber es war toll sie auf diesem Weg zu begleiten, der nicht nur Höhen sondern auch Tiefen bereit hielt.
Die Geschichte veranlasste mich auch dazu, hier und da über mein Leben und meine Ziele nachzudenken. Von Zeit zu Zeit muss man ganz alleine auf sich vertrauen, dann fügt sich der Rest manchmal von ganz alleine. Das erfordert Mut, aber er kann sich lohnen, und ein Rückschlag ist nicht immer das Ende. Das habe ich selber schon erlebt und hier nochmals vor Augen geführt bekommen.
Ich gebe gerne zu, dass es ähnliche Geschichten schon gab, und es waren auch ein oder zwei Stellen dabei, die nicht ganz so nachvollziehbar/glaubhaft erschienen. Aber man sollte nicht immer das Haar in der Suppe suchen, sondern jede Geschichte für sich und als Ganzes wirken lassen.

Bretts nicht immer ganz freiwillige Ich-Findung hat mich sehr berührt. Wundervoller und emotionaler kann ein Roman kaum sein. Absolute Kaufempfehlung!