Rezension

Wundervolle Geschichte in lyrischem Schreibstil

Die Welt ist eine Muschel - Alessandro D'Avenia

Die Welt ist eine Muschel
von Alessandro D'Avenia

Bewertet mit 5 Sternen

Ersteinmal vorweg: Ich muss sagen, dass Buch hat sehr überrascht. Ich hatte aufgrund der inhaltlichen Beschreibung etwas ganz andere erwartet, als es hinterher wirklich war. Aber dazu später. Ich fange zunächst einmal mit dem Inhalt des Buches an:

Die Hauptperson in diesem Buch ist die 14-Jährige Margherita. Sie hatte bisher eigentlich ein glückliches Leben und in diesem Sommer wird sie auf eine weiterführende Schule kommen. Doch in den Sommerferien verlässt der Vater die Familie und Margherita fällt in ein tiefes Loch. Sie weiß nicht, wie sie mit ihrem Schmerz umgehen soll und fühlt sich außerdem von ihrer Mutter im Stich gelassen, die selbst mit ihrem eigenen Schmerz zu kämpfen hat. Die einzige, die sich wirklich um Margherita kümmert ist, ist ihre Nonna, die versucht Margherita mit der ein oder anderen italienischen Weisheit aufzubauen. Auch in der Schule findet Margherita sehr schwer Anschluss und fällt noch weiter in ihr Loch. Als sie sich wieder einmal sehr allein fühlt, sieht sie auf dem Schulflur ein Paar Augen, die sie nicht mehr vergessen können. Auch bei Guilio, dem die schönen Augen gehören, hat diese Begegnung etwas ausgelöst. Margherita und Guilio sind jedoch nicht die einzigen, die in diesem Buch mit etwas zu kämpfen haben. Auch Margheritas Lehrer spielt in diesem Buch eine Rolle, denn auch er hat gewisse Schwierigkeiten in seinem Leben.

Das Buch besteht insgesamt aus zwei Teilen, die jeweils in einzelne kleine Kapitel unterteilt sind. In den Kapiteln wechselt die Handlung zwischen den 3 wichtigsten Personen (dem Lehrer, Margherita und Guilio) hin und her. Die Szenenwechsel sind jedoch gut zu erkennen, sodass ich an keiner Stelle Schwierigkeiten hatte mich zu orientieren. So viel zunächst zum formalen Aufbau.

Der Schreibstil des Autors ist etwas Besonderes. Er erzählt die Geschichte um Margherita in einer sehr blumigen Sprache, die sich vielen Metaphern und Vergleichen bedient. Die Sprache des Buches ist recht anspruchsvoll, sodass man den einen oder anderen Satz ein zweites Mal lesen muss, um ihn vollständig zu verstehen. Dennoch finde ich diesen Schreibstil keinesfalls störend, denn er macht das Buch zu etwas besonderem. Durch die beinahe lyrische Sprache wirkt das Buch noch geheimnisvoller als es sowieso schon ist und das erzählte wirkt einfach wunderschön. Wenn die Großmutter beispielsweise Dinge aus ihrer Heimat beschreibt, so kann man sich aufgrund der sehr bildlichen Sprache sehr gut vorstellen, wie es an diesen Orten aussieht. Auch Margheritas Gefühlswelt wird durch die besondere Sprache noch besser dargestellt. Aufgrund des Schreibstils würde ich allerdings nicht sagen, dass es sich bei diesem Buch um ein Jugendbuch handelt, wie ich anfangs annahm. Natürlich mag es viele Jugendliche geben, die sich mit diesem Buch und seiner Sprache auseinander setzen wollen, jedoch ist es wirklich nicht sehr einfach zu verstehen und erinnert teilweise an klassische Lektüre, wie man sie im Deutschunterricht liest.

Die Figuren im Roman sind sehr liebenswert gestaltet und besonders Margherita habe ich sofort ins Herz geschlossen. Aber auch der Lehrer und Guilio und alle anderen handelnden Personen sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Sie alle haben ihr eigenes Päckchen zu tragen und kämpfen mit ihren eigenen Sorgen und Nöten.

Das Cover des Buches finde ich sehr gelungen. Es strömt eine gewisse Wärme aus, die zum Handlungsort (Italien) passt. Außerdem finde ich das Mädchen mit der Muschel (Margherita) sehr passend. Die Muschel passt zum Meeresthema, dass sich durch das gesamte Buch zieht. Auch wirkt das Cover in gewisser Weise geheimnisvoll. Dies passt zum einen zum Inhalt des Buches (es gibt doch einige Geheimnisse), aber auch zum außergewöhnlichen Schreibstil des Autors.

Alles in allem finde ich das Buch sehr gelungen. Auch wenn ich ein Jugendbuch erwartet habe, war ich positiv überrascht. Ich hätte nie gedacht, dass mir ein so anspruchsvolles Buch Spaß machen würde, doch so war es. Ich war ab der ersten Seite gefesselt und konnte kaum noch aufhören zu lesen, da es einfach so wundervoll geschrieben ist. Ich kann also nur jedem empfehlen dieses Buch zu lesen und sich nicht vom Schreibstil abschrecken zu lassen.