Rezension

wundervolles Buch mit vielen Emotionen

Starfall. So nah wie die Unendlichkeit - Jennifer Wolf

Starfall. So nah wie die Unendlichkeit
von Jennifer Wolf

Bewertet mit 5 Sternen

Melody ist 17 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in einer Militärbasis in Washingtion D.C.Deshalb führt sie ein sehr behütetes Leben. Doch dann passiert das Undenkbare.Ein UFO stürzt ab und bringt alle elektrischen Geräte für eine Weile zum Verstummen. Die Fenster bersten und das totale Chaos bricht aus. Melodys Bruder Felix wird dabei schwer verletzt und in das Militärkrankenhaus gebracht, wo auch Melodys Mutter arbeitet und die Aliens behandeln soll. Als Melodys Familie für das Projekt Ohana ausgewählt wird und sie einen der traumatisierten Alien-Flüchtlinge aufnehmen sollen, scheint melodys Welt endgültig aus den Fugen zu geraten.

 

 

 

Schon als ich dieses Buch in der Vorschau entdeckt habe, wusste ich, dass ich es unbedingt lesen wollte. Eine Geschichte mit traumatisierten Aliens, die auf die Menschheit treffen und all die Möglichen Verwicklungen und Missverständnisse machten mich sehr neugierig auf das Buch.

Man bekommt gerade zu Beginn sehr viele Informationen über die Hauptprotagonistin Melody und versteht besser wie ihr Leben abgelaufen sein muss bisher. Auch ihr Bruder Felix und ihre beste Freundin Adrienne werden in die Geschichte eingebunden. Melody erzählt all das in der Ich-Perspektive und so ist man der Protagonistin auch emotional sehr nahe, da man all ihre Beweggründe gut versteht.

Melody ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Ich mochte ihre unkonventionelle Art mit Neuem umzugehen sehr gerne und habe gerne verfolgt wie sie nach und nach mit ihrer Situation fertig wird. Dazu kommt, dass Melody gerne singt und sehr musikalisch ist. Ihre Art zu denken und zu handeln ist manchmal sehr erwachsen und dann wieder noch nicht ausgereift. Sie steht auf der Schwelle zum Erwachsen werden und man merkt, dass sie in vielen Situationen auch noch gerne ein Kind wäre. Doch sie ist fähig sich Fehler einzugestehen und dadurch wurde sie mir immer sympathischer.

Melodys Mutter blieb mir irgendwie ein Rätsel. Da Felix aus einer Affäre ihres Mannes stammt, nimmt sie ihn nach dem Tod der Mutter zwar auf, aber schenkt ihm keine Zuneigung. Melody scheint an einigen Stellen die einzige familiäre Bezugsperson, die er hat. Das hat mich irgendwie traurig gemacht, da ich mir gedacht habe, er hätte es bei einer liebenden Adoptivfamilie vielleicht besser getroffen. Leider sieht er der Affäre ähnlicher als Melodys verstorbenen Vater und so bekommt Melodys Mum immer wieder vorgehalten was ihr Mann zu Lebzeiten getan hat. Warum man ein Kind aber nach so langer Zeit noch nicht wirklich lieben kann, habe ich nicht nachvollziehen können.

Adrienne als Melodys beste Freundin unterstützt Melody und Felix wo sie nur kann und ist immer für jeden Spaß zu haben. Eine echte Freundschaft, die durch alle Höhen und Tiefen geht. Adrienne ist jemand, den sich jeder zur Freundin wünschen würde. Sie kann zuhören, ist einfühlsam und immer da um zu helfen.

Die Hauptdarsteller sind aber natürlich auch die Aliens. Als Melody erfährt, dass sie beim Projekt Ohana dabei sind, hätte sie am liebsten alles gegen die Wand geworfen. Jeden Alien macht sie zu diesem Zeitpunkt für den Zustand ihres Bruders verantwortlich. Was sie jedoch nicht weiß ist, dass die Aliens alles andere als schuldig daran sind. Die Aliens sehen ein wenig aus wie Menschen, haben jedoch schwarzes Haar mit einem Lila Schimmer, eine andere Augenfarbe und sind an weiteren Punkten anders als wir. Gerade diese Fremdartigkeit macht sie so faszinierend.

Die Informationen, die nach und nach ans Tageslicht treten, haben auch sehr zur Spannung beigetragen.

Womit ich nicht gerechnet hatte, war der Facettenreichtum der Geschichte und die Fülle an Emotionen, die mich erwarteten. Es gab schockierende Szenen, Szenen, die mich wütend gemacht haben und auch gefühlvolle und lustige Szenen. Diese Achterbahn der Gefühle ließ mich nur so durch die Seiten fliegen. Das Buch wegzulegen fiel mir wahnsinnig schwer und ich kam kaum dazu Luft zu holen.

Das Finale des Buches ging mir dann fast schon ein wenig zu schnell. Ich hätte mir hier mehr Aufklärung gewünscht, was nun eigentlich dre Plan der Aliens war. Wie ihr Heimatplanet aussieht und auch wie es nun weitergehen wird nach diesem aufreibenden Ende.

Doch trotz des kleinen Kritikpunktes mit der Geschwindigkeit am Anfang und am Ende ist dieses Buch ein Highlight dieses Jahres. So gebannt und mit so vielen Emotionen in mir drin folge ich selten einer Geschichte. Und genau deshalb werde ich mir sicherlich (sofern es eine Taschenbuchausgabe geben wird) diese kaufen. Denn Nevens und Melodys Geschichte lädt dazu ein, sie immer wieder neu zu erleben.

Jennifer Wolf spricht in ihrem Buch aber nicht nur fiktionale Ereignisse an. Es geht um Politik und darum wie man Fremden begegnet, deren Sprache man nicht kennt und über deren Herkunft man nichts weiß.  Die Offenheit und Toleranz ist in so einem Fall immer die bessere Wahl. Dem Hass sollte man keine Chance geben. Und ich kann der Autorin hier nur voll umfänglich zustimmen.

 

 

 

Mehr wie diese Leseempfehlung aussprechen ist mir wohl nicht möglich. Deshalb noch einmal: Es ist so toll und wer gerne Außerirdische in Washington erleben will und mit Melody und dem Alien Neven hinter die Kulissen blicken mag, der sollte es definitiv lesen. Eins meiner Jahreshighlights 2017. Und es ist diesmal auch kein Einzelband, also kein langes Warten auf Teil 2. Greift unbedingt zu und erzählt mir wie es euch gefallen hat.