Rezension

Wünsche-Roman

Ende in Sicht -

Ende in Sicht
von Ronja von Rönne

Bewertet mit 5 Sternen

Köstlich, Rönnes feiner Spott gemischt mit ebensolchem Humor, menschenfreundlich und sie liebt das LEBEN.
„Treffen sich zwei Lebensmüde…“, nein das ist nicht der Beginn eines Witzes, sondern der Start eines grotesk-melancholisch Roadmovies.

Die 15-jährige Juli ist im wahrsten Sinne des Wortes lebensmüde. Weder eine Therapie noch das Engagement des alleinerziehenden Vaters konnten ihr weiterhelfen. Jetzt steht der depressive Teenager auf einer sogenannten Grünbrücke, die gebaut wurde, damit "Rehe und Wildschweine nicht der A33 zum Opfer fielen", nicht als "Fallwild" in den "Rädern des Feierabendverkehrs verenden." Juli wird selbst zu Fallwild, stürzt von der Brücke - eher zufällig, weil sie nach ihrer fallenden Schnecke greift und das Gleichgewicht verliert. Juli überlebt und wird von Hella Licht gefunden, die in ihrem altersschwachen Passat noch vor Juli stoppen kann, denn rechtzeitig erkennt sie den verletzten Körper auf der Autobahn und zieht Juli an den Fahrbahnrand. Die bittere Pointe: Die 69-jährige Hella, abgehalfterter Schlagerstar, will ihr freudloses Leben in einer Schweizer Sterbeklinik beenden.

Hella und Juli sind sich nicht sympathisch. Sie streiten, versöhnen und lügen sich an - keine gibt zu, dass sie den Selbstmord geplant hat - finden trotz allem zu großer Ehrlichkeit. Sie lassen sich in einem Nackedei-Spa einsperren und plündern die Bar, es passiert viel Unerwartetes, fast werden sie angezeigt, was sie vor allem komisch finden – und da ist sie, die Hoffnung wohl jedes Depressiven (auch vieler nicht depressiver Menschen): dass etwas von außen geschehen möge, das ihrem Leben eine positive Wende gibt. Oder ist es in „Ende in Sicht“ bereits passiert?

In ihrer Danksagung am Ende des Bandes erklärt die Autorin, dass dieses Buch nicht ohne ihre eigenen Erfahrungen mit Depression entstanden wäre, „nicht wegen, sondern trotz dieser Scheißkrankheit.“ Ihr Dank gilt den Menschen und deren Hilfe „die mich in dunkleren Zeiten aushalten, mir aufhelfen, mich daran erinnern, dass eine kranke Wahrnehmung der Welt noch lange nicht bedeutet, dass tatsächlich alles so schlimm ist, wie es tut“.
Schlussendlich der Tipp zur Webseite der deutschen Depressionshilfe mit angeschlossener Telefonnummer. Hoffentlich ein „Ende in Sicht“.