Rezension

Wurde mir empfohlen und ich nicht enttäuscht

Gun Love
von Jennifer Clement

Bewertet mit 4 Sternen

You think you get a dose of tragedy and that's that. You think it can't get any worse and that you're saved now. But tragedy is not like medicine. You don't get a dose like a pill or a spoonful. Tragedy always kicks in.” 

Worum es geht: 

Pearl wächst in Florida in einem Auto auf. Nicht das schöne Florida, Miami ist unendlich weit weg, die Everglades kennt sie nur von hören. Animal Kingdom und Magical Kingdom? Nie gesehen. Pearl kennt ihren Trailerpark und die Angst vor dem Jugendamt. Um sie herum nur gebrochene Menschen und Waffen. Und ihre Mutter, die sie abgöttisch liebt. Doch dann ändert ein Mann alles...

Meine Meinung: 

Als ich im Dezember die Lesung von Mareike Fallwickl besuchte, wurde dem Publikum ein Buch fast mehr angepriesen als Dunkelgrün fast Schwarz. Sowohl Mareike als auch Florian ( aka der Literarischenerd ) schienen es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, jedem Gun Love anzudrehen, so begeistert waren sie. Es hat gewirkt, habe ich aufgrund der Lobhudeleien das Buch besorgt. Allerdings in Englisch, bevorzuge ich doch das Originial zu lesen, wenn es möglich ist. Tut mir leid, Suhrkamp. Ich muss zugeben, anhand der unterstrichenen Zitate im Buch, dass ich sehr froh darüber bin. Die Sätze sind so perfekt, die kann ich mir gar nicht übersetzt vorstellen. 
Passieren tut erstmal nicht sehr viel, in sehr poetischen Sätzen wird dem Leser Pearls Welt erklärt. Die gescheiterten Existenzen, das Schicksal ihrer Mutter, der Alltag wenn man in einem Auto lebt. Langweilig wird das nie. Ein wenig Altklug kommt Pearl daher, passt aber da sie meistens nur wiedergibt, was ihre Mutter ihr mal sagte. Einen Hauch Surrealismus zieht durchs Buch. Vielen der Frauen habe die Gabe zu sehen, Pearls Mutter ist so empathisch, sie sieht die Wunden der Menschen und ist dementsprechen zu jedem nett.
Leid und Schmerz sehen bei jedem Menschen anders aus, und Jennifer Clement findet für alles und jeden das passende Bild. 
Mir persönlich hat die erste Hälfte des Buches besser gefallen. Viele Figuren verschwinden, und die neuen fand ich als entweder nicht ausgearbeitet genug, oder zu Heilig. Surrealismus schön und gut, aber irgendwann rutscht es in Kitsch. Auch verlor ich unterwegs sowohl das Interesse an Pearl als auch das Bild, das ich von ihr hatte. 
Durch die schöne Sprache immer noch interessant, aber das Ende lies mich ein wenig unbefriedigt zurück.