Rezension

YA-High-Fantasy vom Feinsten :)

The Girl of Fire and Thorns - Rae Carson

The Girl of Fire and Thorns
von Rae Carson

Rae Carsons The Girl of Fire and Thorns war eine echte Überraschung für mich. Bevor ich angefangen habe das Buch zu lesen, kannte ich kaum eine Rezension und bin dementsprechend mit keinen besonderen Erwartungen an das Buch herangegangen. Ich kannte auch den Inhalt nur grob, eben nur das, was der Klappentext verrät. (Und das ist beim englischen noch weniger als beim deutschen.)

Elisa ist nicht die Protagonistin, die man in diesem Buch vielleicht erwartet hätte. Sie ist dicklich, mag sich nicht besonders und hat wenig Selbstvertrauen. Deswegen war ich anfangs nicht begeistert von ihr. Sie kam mir oberflächlich vor, so als wäre das Aussehen eines Menschen das Wichtigste und würde auch seinen Charakter widerspiegeln. Sie, die sie nicht dem Idealbild entspricht ist, findet, sie sei weniger wert und weniger perfekt als beispielsweise der attraktive Alejandro, mit dem sie zu Beginn der Geschichte verheiratet wird. Sie denkt hauptsächlich an's Essen und tut das ebenso oft. (Und ich habe von der Beschreibung der Törtchen und anderen Köstlichkeiten ebenfalls Hunger bekommen!) Das fand ich einerseits unverständlich, andererseits hatte ich aber auch etwas Mitleid mit ihr, muss sie sich doch gegen eine wunderschöne ältere Schwester behaupten.

Ich habe mich also gefragt, wo die Geschichte mit so einer selbstkritischen und scheinbar zurückgezogenen Protagonistin noch hinführen soll. Es dauert aber gar nicht lange, da gibt Elisa den ersten Teil von etwas Preis, was sie durchaus zu einer bewundernswerten Person macht. Man erhascht nur einen kleinen Blick darauf, aber von da an war mein Interesse geweckt. Mir war klar, so leicht lässt Elisa sich nicht in eine Schublade stecken. 

Nachdem der erste Höhepunkt (und auch der erste traurige Moment) der Geschichte vorbei war, sinkt die Spannung etwas ab. Elisa muss sich in ihrem neuen Leben bei Alejandro zurechtfinden, was ihr nicht gerade einfach gemacht wird. Der ach-so-perfekte Alejandro trägt durch seine Aussagen zum Einen dazu bei, dass Elisa nicht genügend respektiert wird und zum Anderen dazu, dass sie sich auch noch schlechter fühlt, als es eh schon der Fall war. So sehr ich mit Elisa mitgefühlt habe, so sehr konnte ich auch nur den Kopf über Alejandro schütteln.

So dauert es eine ganze Weile bis wieder Schwung in die Geschichte kommt und ein langer Weg in ein atemberaubendes Abenteuer beginnt. Und wenn ich sage langer Weg, dann meine ich auch langer Weg! Viele, viele Seiten über läuft Elisa über Stock und Stein und Sand. Viel Sand. Und noch mehr Sand. Sie wird nämlich von Rebellen entführt (das steht in der deutschen Beschreibung, nicht aber in der englischen) und muss den Weg in ihr Lager gemeinsam mit ihnen zu Fuß antreten. Sie, die sonst wahrscheinlich nur bis zur Küche und wieder zurückläuft, mit vollgestopftem Magen versteht sich. Es ist also durchaus eine Herausforderung für sie.

Diese Herausforderung nimmt Elisa an und sie meistert sie mit Bravour! Stück für Stück kommt nämlich nun die Elisa zum Vorschein, von der sie wahrscheinlich selbst nicht wusste, dass sie existiert. Sie ist mutig, stark, tritt für ihre Überzeugung ein, hat ein großes Herz und lernt endlich, was es heißt, sich selbst lieben zu können. 

Auf ihren Schultern lastet nämlich eine Aufgabe, von der sie dachte, sie nie meistern zu können. Sie ist eine von Gott Erwählte und mit dem "Godstone"-Gezeichnete, die in ihrem Leben eine Aufgabe zu erfüllen hat. Welche genau das ist, weiß sie nicht. Sie wurde über ihr Schicksal und ihre "Vorgänger" nämlich im Unklaren gelassen. Da die Geschichte aus ihrer Sicht geschrieben ist, hat man als Leser ebenso wenig Ahnung vom Godstone und seinen Hintergründen wie sie. So bekommt man erst nach und nach mit, was es bedeutet, den Godstone zu tragen. Es bestimmt einerseits Elisas Schicksal, für andere Menschen bedeutet es zudem Hoffnung. Es gibt nämlich eine Bedrohung, die scheinbar niemand außer Elisa abwenden kann. Aber ist sie dieser Aufgabe gewachsen? Ein Krieg steht bevor, den Alejandro nicht ohne die Hilfe von Elisa gewinnen kann. Aber auch andere sind auf sie angewiesen, denn Alejandros Krieg ist auch ihrer.

An dieser Stelle sei gesagt, dass Gott eine sehr große Rolle in diesem Buch spielt. Es wird viel gebetet und vieles im Sinne von Gott ausgeführt - zumindest ist das eine häufige Erklärung für leider nicht immer nur gute Sachen. Ich glaube nicht an Gott, zumindest nicht in der Form, dass einer mit einem langen Bart und einer weißen Robe irgendwo auf einer Wolke sitzt und sich ins Fäustchen lacht (das wäre so, wie wenn ich Die Sims spiele, dann bin ich auch "Gott" (ohne Bart und Robe versteht sich) :D). Ich bin eher jemand, der an ein göttliches Prinzip glaubt, so wie es im PANTHEISMUS der Fall ist. Deswegen fand ich es doch an einigen Stellen übertrieben, wie viel mit "Gottes Willen" begründet wurde. Ich respektiere jede Art und jede Ausprägung von göttlichem Glauben, aber für meinen Geschmack war es etwas "too-much", wie man so schön sagt. (Ich hoffe, es fühlt sich jetzt niemand auf den Schlips getreten, das war nicht meine Absicht!)

Nichtsdestotrotz habe ich das Buch unheimlich gerne gelesen und gespannt verfolgt, welche aufregenden Reisen Elisa auf sich nehmen muss, um ihrem Schicksal "gerecht" zu werden. Anfängliche Feinde werden zu Verbündeten und einige von ihnen gewinnt man wirklich lieb. Es bahnt sich eine Liebesgeschichte zwischen Elisa und einem Jungen an, die dann, sagen wir mal, etwas ungewöhnlich ausgeht. Es ist sehr mutig, wie Rae Carson die Geschichte ab einer bestimmten Stelle weitergehen lässt. Ich fand es gut, wenn auch mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Einerseits war es traurig, andererseits hat es aber auch eine Tür zu etwas geöffnet, von dem ich schon am Anfang dachte, dass es passieren wird.

Ungeachtet dessen, dass Elisa nämlich so dick ist und nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzt, gibt es da jemanden, der sie von Beginn an mag. Nachdem Elisa sich dann kilometerweit gequält hat und etwas von ihren Pfunden verloren, aber an Selbstvertrauen gewonnen hat, sind natürlich auch andere an ihr interessiert, aber keinem nimmt man die Zuneigung dann noch wirklich ab. Außer diesem einen, der sie immer schon mochte...

Bis dahin vergeht eine Menge Zeit und viele Kämpfe müssen bis dahin überstanden werden. Nicht nur gegen die offenkundigen Feinde, aber auch gegen sich selbst. Elisa und ihre Freunde gelangen immer wieder in brenzlige Situationen, müssen schwerwiegende Entscheidungen treffen und ab und an auch einen Rückschlag einstecken. Elisa zerbricht aber nicht daran, sondern wird erwachsener und selbstbewusst. Sie wird endlich zu jemanden, den man in eine Schublade stecken kann: Eine starke Frau, die sich auf ihrem Weg nicht beirren lässt.

FAZIT                                                                                                                                                         

The Girl of Fire and Thorns hat leider einen etwas mäßigen Start, den ich aber über das tolle Finale hin aber schon fast wieder vergessen habe. Elisa ist eine tolle Protagonistin, deren Entwicklung man im Buch miterleben und nachvollziehen kann. Eine Liebesgeschichte gibt es, allerdings läuft diese eher hintergründig ab und lenkt nicht von der eigentlichen Handlung ab. Die Idee hinter dem Godstone und allem, was damit zusammenhängt ist sehr gut und die Handlung des Buches abwechslungsreich und spannend. Ich hatte eine Menge Spaß und freue mich schon auf den zweiten Teil!