Rezension

YOU

YOU - Du wirst mich lieben - Caroline Kepnes

YOU - Du wirst mich lieben
von Caroline Kepnes

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch ist anders als vieles, was ich bisher gelesen hab. Es ist aus der Sicht von Joe geschrieben, der einen kleinen Buchladen betreibt und sonst nicht viel mit seinem Leben anzufangen weiß, bis er auf ein in seinen Augen ganz besonders Mädchen, Beck, trifft und besessen von ihr wird. Das Besondere an der Sichtweise ist, dass es so geschrieben ist, als würde er Beck die Geschichte erzählen. Er hat nichts anderes mehr im Kopf als sie und daher spricht er in Gedanken auch dauernd zu ihr, so als wenn sie ihn hören könnte. Ich finde den Schreibstil ziemlich besonders und er passt dadurch auch sehr gut zu der Geschichte.

Von außen betrachtet, finde ich, ist Joe eigentlich ein sehr sympathischer junger Mann, der auch durchaus weiß, wie er die Frauen um die Finger wickeln kann. Wenn er wirklich will, braucht er gar nicht dieses Einsiedlerleben führen, wie er es tut, so lange er kein neues Opfer hat. Doch seine Außenwirkung scheint völlig von dem abzuweichen, wie es in seinem Inneren aussieht. Seine Gedanken sind krank und gefährlich. Er stellt sich über den Rest der Menschen und ist überzeugt davon, dass er im Recht ist, auch wenn er einen anderen Menschen umbringen muss. Dieser krasse Gegensatz zwischen Innen- und Außenleben ist schon beängstigend.

Was ich sehr gut an dem Buch finde, sind die vielen Buch-, Film- und Musikreferenzen. Ich konnte mich dadurch sehr gut in die jeweilige Stimmung des Charakters und der Situationen einfühlen. Und es passt auch gut zu Joe, dass er sich in diese Parallelwelt der Bücher und Musik flüchtet und diese fast besser kennt als die Realität.

Das Buch wurde zwar als Thriller eingeordnet, ich würde es jedoch nicht als Thriller bezeichnen. Dafür ist es zu seicht. Jemand, der einen Thriller in der Art von Stephen King erwartet (dessen Lob für das Buch ja auch auf der Rückseite des Buches zu finden ist), würde bestimmt enttäuscht sein. Bei Stephen King gruselt es einen mehr, seine Charaktere lassen einen in Abgründe schauen, die dieses Buch noch nicht erreicht, aber King ist ja auch der Meister des Grusel-Psycho-Thrillers. Auf dem Cover des Buches selber steht "Roman". Ich finde, das trifft es besser als Thriller.

Alles in allem fand ich es ein gutes, unterhaltsames Buch. Die unterschwellige Spannung steigt vor allem zum Schluss noch mal an, da das Ende bis kurz vor Schluss noch völlig offen erscheint.