Rezension

Zähes Stück über das Risiko von Wahlmaschinen

Ein König für Deutschland - Andreas Eschbach

Ein König für Deutschland
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 2 Sternen

Simon König ist ein ganz normaler Lehrer in Deutschland, mit leichtem Hang zur Spießigkeit. Sein unehelicher Sohn ist Amerikaner, Hacker und daher öfters mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. In letzter Zeit läuft aber alles gut für Vincent, der nun als Programmierer arbeitet.

Was sein Vater nicht weiß: Im Auftrag dubioser Regierungskreise hat Vincent ein Programm zur Manipulation von Wahlmaschinen geschrieben. Daher wird er nun von dem zwielichtigen „Magier“ Zantini und seinen Kumpanen bedroht und erpresst, die sich mit Hilfe der manipulierten Geräte zu Macht und Geld betrügen wollen.
Eines Tages erhält Simon einen beunruhigenden Anruf seines Sohnes, der seinen beschaulichen Alltag völlig auf den Kopf stellt. Aus einer Idee wird eine Partei und Simon der nächste König für Deutschland.

Ich mochte Andreas Eschbachs Roman „Ausgebrannt“ sehr, in dem er gekonnt Fakten und Fiktion vermischte, um uns eine Zukunft ohne Erdöl spannend darzustellen. Dies hatte ich mir auch von „Ein König für Deutschland“ erhofft. Als Aufhänger des Romans und als Inspiration diente Eschbach der Skandal um die Präsidentschaftswahlen 2000 in den USA, bei denen vor allem in Florida  wochenlang Stimmen nachgezählt werden mussten und am Ende George W. Bush mit einem hauchdünnen Vorsprung als Sieger hervorging, obwohl sein Konkurrent Al Gore in Hochrechnungen und Prognosen klar vorne gelegen hatte. Die Vorgänge sind gut recherchiert und im Text selbst durch zahlreiche Fußnoten mit Quellenangaben hinterlegt. Leider blieben dabei mein Lesefluss und die Spannung auf der Strecke.
Andere Passagen der Handlung waren wiederum flüssig zu lesen und interessant, vor allem Vincents Gedanken, als er sieht welch Schindluder mit seinem Programm getrieben wird  und Simons Entwicklung vom biederen Lehrer zum „König“.

Andreas Eschbachs Erfahrung als Programmierer wird in zahlreichen technischen Details deutlich, bei denen mir als Laie der Kopf schwirrte und ich nicht in allem folgen konnte. Was mir obendrein auffiel, ist der oberlehrerhafte Unterton, der aus Zeilen unterschwellig herauskam, so dass einem kaum eigene Interpretationsmöglichkeiten blieben. Eschbachs Meinung gegen Wahlcomputer  und seine Hypothese eine Verschwörung bei der US-Wahl 2000 sind eindeutig. Natürlich sollte (und ist) bei mir wie jedem anderen Bürger Misstrauen gegen manipulierbare Geräte bei so etwas wichtigem wie Wahlen Voraussetzung sein. Mir gefiel nur nicht die Art und Weise, wie diese Botschaft an den Leser überbracht wurde.

Positiv waren einige wenige Charaktere, vor allem Vincent, Simon und dessen Ex-Frau die Klatschreporterin. Aber die Rollenspiel- und Computerfreaks wirkten manchmal zu abgedreht und die Leichtgläubigkeit der Öffentlichkeit gegenüber Simons Partei zur Wiedereinführung der Monarchie zu aufgesetzt.
Letztendlich bleibt die Frage, ob Eschbachs Roman nicht schon überholt ist, da das Verfassungsgericht mittlerweile den Einsatz von Wahlgeräten in Deutschland gestoppt hat.
Auch wenn mich „Ein König für Deutschland“ größtenteils enttäuscht und wenig Interesse beim Lesen geweckt hat, werde ich sicherlich noch einige Romane von Andreas Eschbach lesen, denn die Art und Weise wie er Fakten mit Fiktion koppelt ist einzigartig und seine Zukunftsvisionen immer aufrüttelnd.

Kommentare

Naibenak kommentierte am 29. August 2014 um 12:31

Hmm... interessant, mit diesem Buch hatte ich auch schon geliebäugelt. Mal sehen...

Versuch Du es vielleicht mal mit "Eine Billion Dollar" - den fand ich großartig! :-)
... "Ausgebrannt" steht bei mir auch schon rum, den möchte ich als nächstes von Eschbach lesen.