Rezension

Zartfühlend und melancholisch

Bären füttern verboten - Rachel Elliott

Bären füttern verboten
von Rachel Elliott

Bewertet mit 4 Sternen

Bären füttern verboten – was für ein besonderer Titel. Und er passt ganz hervorragend zu Rachel Elliotts Geschichte, den auch diese ist besonders. 
Im Mittelpunkt steht (zunächst) Sydney, die nach drei Jahrzehnten in einen Ort zurückkehrt, in dem sie als Kind Furchtbares erlebt hat. Die Reise entwickelt sich allerdings ganz anders als erwartet und am Ende wird sich nicht nur für Sydney vieles verändert haben.

Der Roman, der mit Sydney anfängt und nach und nach immer weitere Figuren miteinschließt, ist in viele kurze Kapitel unterteilt, die Überschriften wie „Es ist gut, im Dunkeln das Meer zu hören“, „Bergziege“ oder „Ein fallender Groschen“ tragen und jeweils eine Person in den Mittelpunkt stellen. Die vielen auftretenden Personen machen den Roman etwas wuselig und undurchsichtig, vor allem, da neben Sydneys Familie auch zunächst fremde Personen sowie Tote und ein Hund zu Wort kommen. 

Trotz der teilweise etwas unübersichtlichen Personenlage sollte man am Ball bleiben, denn dann wird man mit einer zartfühlenden und melancholischen Geschichte belohnt, in der auch hier und da ein humorvoller Ton mitschwingt. Dieser Humor tut gut, denn Bären füttern verboten handelt von Trauer und Schmerz, Einsamkeit und Schuldgefühlen. Jede Figur hat ihr Päckchen zu tragen und erst nach und nach werden sie feststellen, dass man es manchmal nicht alleine schafft, sondern die Hilfe von anderen annehmen sollte.
 
Besonders gefällt mir Rachel Elliotts bildhafte Sprache. „Am Strand stehen zwei Kapuzenpullis. Eine Kapuze ist oben, die andere unten. Sie stehen mit dem Rücken zum Land und mit dem Gesicht zum Meer. So sollte das Leben immer sein: dem Meer zugewandt.“ (Seite 130) Beim Lesen entstehen sofort wunderbare Bilder vor Augen, ein Erlebnis, das „Bären füttern verboten“ mir noch mehrfach verschafft. 

Mit Bären füttern verboten hat Rachel Elliott einen ganz besonderen Roman mit authentischen Charakteren und leichtem Humor geschrieben, der einen trotz der Melancholie nicht traurig zurücklässt.