Rezension

Zauberhafte Bücherwelt mit einem Hauch Magie

Die Seiten der Welt
von Kai Meyer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Furia Faerfax lebt zusammen mit ihrem Vater und Bruder zurückgezogen auf einem einsamen Landsitz. In der geheimnisvollen Bibliothek des Hauses hofft Furia ihr Seelenbuch zu finden, um die Kraft der Bibliomantik nutzen zu können. Doch bevor sie fündig wird, wird ihr Bruder entführt. Steckt vielleicht die Adamitische Akademie dahinter? Die Spuren führen sie in die Stadt der verschwundenen Bücher - nach Libropolis. Furia bringt sich selbst in Gefahr und befindet sich zusammen mit der Diebin Cat und dem Rebell Finnian auf der Flucht. Ihr Plan ist es, die Entschreibung aller Bücher zu verhindern und so nehmen sie den Kampf gegen die Herrscher der Bibliomantik auf.

Kai Meyer hat mit dieser Erzählung ein modernes Märchen geschaffen. Schon die ersten Zeilen nehmen nicht nur Bücherfreunde für sich ein. Mit übersprühenden und lebendigen Beschreibungen entsteht eine zauberhafte Bücherwelt, in die man selbst gerne eintauchen würde. Wie in jedem Märchen gibt es Böse und Gute die miteinander kämpfen. Die detailliert skizzierten Charaktere wirken lebendig und voller Tatendrang. Jeder für sich ist eine Persönlichkeit.
Besonders die außergewöhnlichen Dinge, machen Spaß beim Lesen. In der Bibliothek von Furias Vater gibt es Wesen, die nur dort existieren können. Lebendige Origamis, die den Staub von den Büchern fressen (wer hätte sie nicht gern selbst Zuhause), Schimmelrochen, die die Bücher zerstören wollen und Buchstabenschwärme, die durch die Regale schweben.

"Als die Lampe auf den Boden prallte, spritzten dort Hunderte schwarze Punkte auseinander, wimmelnd und wuselnd wie Flöhe. Buchstaben."

Auch das geheime Buch wünscht sich im Geheimen wohl jeder Bücherfreund. Mit ihm ist es Furia möglich mit der Vergangenheit in Gestalt eines Jungen zu kommunizieren, indem sie mit einer Glasfeder in das Buch schreibt.

Einzelne Szenen erinnern an Autoren wie Cornelia Funke, Joanne K. Rowling und Philipp Pullman. Zum Beispiel gibt es sogenannte Exlibri, die bei Verwendung von zuviel Bibliomantik aus den Büchern purzeln. Sie sind dazu verdammt, in Libropolis in einem Ghetto zu hausen.

"Ariel und Puch waren Schöpfungen Shakespeares....Wie so viele Exlibri waren sie vor Jahren aus ihren Büchern gerissen und zu einem Leben in der Wirklichkeit verdammt worden."

Dramatisch baut sich der Spannungsbogen auf und unvorhersehbare Wendungen wecken die Neugier des Lesers. Allein das Ende kam mir zu heftig vor. Der Schluss konnte gar nicht schnell genug kommen, die Ereignisse überschlagen sich förmlich.

Mir hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht. Jeder Bücherliebhaber, der ein Stück weit Kind geblieben ist, wird sich von der Erzählung fesseln lassen und sich nach Libropolis wünschen.