Rezension

Zauberhafte Liebesgeschichte mit schwachem Ende

Die wundersame Geschichte der Faye Archer
von Christoph Marzi

INHALT

  
Faye Archer hätte nie geglaubt, dass sie so etwas einmal tun würde. Als ein fremder Mann in die Buchhandlung kommt, in der sie arbeitet, sie ihn knapp verpasst und er sein Notizbuch vergisst, beschließt sie, ihn über Facebook anzuschreiben. Zwischen den beiden entwickelt sich auf Anhieb eine Internetfreundschaft und sie vertrauen einander die intimsten Dinge aus ihrem Leben an. Faye kann das erste Treffen kaum erwarten. Doch als sie ihn plötzlich auf der Straße sieht, zusammen mit einer andere Frau, obwohl er eigentlich auf der GraphiCon in Chicago sein sollte, wird alles anders. Warum sieht er sie so an? Warum bezeichnet er sie plötzlich als niemand? 

 

MEINE MEINUNG

ALLGEMEIN

Von Christoph Marzi kenne ich bereits seine Malfuria-Trilogie, die mich damals sehr begeistert hat. Die wundersame Geschichte der Faye Archer ist eine zauberhafte Liebesgeschichte voll seltsamer Ereignisse. 

FIGUREN

Faye Archer ist Musikern. Sie liebt für die Musik, ihr Piano und ihre Auftritte als Holly Go. Auf der Bühne kann sie sein, wer immer sie will. Im echten Leben arbeitet sie in einer Buchhandlung und bekommt von ihrem Chef immer wieder Shaolin-Weisheiten zu hören. Ob es ihr nun passt oder nicht. Als sie Alex Hobdon über Facebook anschreibt, springt sie über ihren Schatten. Sie schreibt Mails, in denen sie von ihrem Leben erzählt und verliebt sich in diesen Mann, den sie nur einmal für den Bruchteil einer Sekunde gesehen hat. Als sie jedoch herausfindet, dass Alex nicht in Chicago, sondern bei einer anderen Frau ist, wird sie wütend. Sie verweigert jegliches Gespräch und lässt keinerlei Erklärung zu. Es gab viele Momente in denen ich dachte: "Mensch, jetzt lass ihn doch mal ausreden!", weil er offensichtlich mehr wusste als sie. 
Alex Hobdon ist einer eher normaler Typ. Er ist ein Künstler, der gerne zeichnet und eine Vorliebe für Frühstück bei Tiffany's hat, er spricht gerne über sich selbst und hat keine Schwierigkeiten damit, über seine Gefühle zu sprechen. Er läuft Faye hinterher, ganz egal, wie oft sie ihn abblitzen lässt. Sich zu erklären schafft er jedoch nicht, weil er sich von Faye immer wieder über den Mund fahren lässt.

PLOT

Die wundersame Geschichte der Faye Archer beginnt wie eine schicksalhafte Liebesgeschichte. Zwei Menschen begegnen sich für einen winzigen Augenblick, verlieren sich wieder und nehmen online Kontakt miteinander auf. Bevor sie einander treffen können, fährt Alex zur GraphiCon nach Chicago und schreibt Faye von dort aus Mails. Doch wie kann das sein, wo er doch gleichzeitig Zuhause ist, zusammen mit einer anderen Frau? Warum ist er in den Mails so liebenswürdig und in der Realität so wütend und gemein?
Ehrlich gesagt, kommt der erfahrene Leser ziemlich schnell auf die Lösung. Nach der Hälfte des Buches ist  offensichtlich, was passiert sein muss, so unwahrscheinlich es auch sein. Ich bin nicht sicher, ob Faye selbst es am Ende der Geschichte begriffen hat. Denn so süß und mitreißend ich die Geschichte an sich fand, so enttäuschend war das Ende, denn ihm fehlt jegliche Erklärung. Und genau die war es, auf die ich die ganze Zeit gewartet habe. An sich finde ich die Idee toll, sie ist zauberhaft und emotional und süß. Aber ohne eine Auflösung kann sie mich nicht richtig überzeugen. Das Ende war ähnlich befriedigend wie ein "Und dann wachte sie auf und hatte alles nur geträumt". 

 

SPRACHE

Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig und wirkt im Gegensatz zu früheren Bücher, die ich von ihm gelesen habe, stellenweise extrem unbeholfen. Er hat ein wenig von seinem Zauber verloren, versucht aber stattdessen, durch Verschachtelung zu überzeugen. Ich mag blumige und poetische Sprache, aber ein Nebensatz in einem Nebensatz in einem Nebensatz liest sich einfach nicht mehr flüssig. Teilweise musste ich Sätze mehrmals lesen, weil der Satz so auseinandergerissen war, dass ich am Ende nicht mehr wusste, wie er eigentlich angefangen hatte. Das kann Christoph Marzi eindeutig besser. 

FAZIT
 
Eine zauberhafte Liebesgeschichte mit einem leider schwachen Ende. 

3,5 von 5 Punkten

Cover 1 Punkt, Idee 1 Punkt, Plot 1/2 Punkt, Figuren 1/2 Punkt, Sprache 1/2 Punkt

~*~ Heyne ~*~ 381 Seiten ~*~ ISBN: 978-3-52992-2 ~*~ Broschiert ~*~ 14,99€ ~*~ August 2013 ~*~