Rezension

Zauberhafte Stunden auf dem Starship

Dunkelglühen - Sarah Scheumer

Dunkelglühen
von Sarah Scheumer

Bewertet mit 5 Sternen

Mit der 17-Jährigen Maya hat die Autorin eine sehr glaubhafte Protagonistin geschaffen, die trotz – oder gerade wegen – ihrer Fehler und Schwächen eine absolut starke Heldin verkörpert.

Nachdem Maya von beiden Elternteilen verlassen wurde, muss sie ganz allein für ihre 9-Jährige Schwester Lia sorgen. Das macht sie zu einer unglaublich vorsichtigen und misstrauischen jungen Frau, die für das Wohlergehen ihrer kleinen Schwester alles tun würde. So schreckt sie zwar nicht davor zurück, das Leben ihrer Schwester bis aufs Blut zu verteidigen, ist aber sehr besonnen, was Auseinandersetzungen mit anderen Schiffsbewohnern angeht und versucht, Konflikten bestmöglich aus dem Weg zu gehen.

Auch wenn Maya zu Beginn sehr distanziert ist, blüht sie im Laufe der Geschichte immer mehr auf und ihre Charakterentwicklung zu verfolgen ist ein pures Vergnügen.

Auf alle Charaktere einzugehen, würde viel zu viel Platz in Anspruch nehmen. Aber es gibt auf dem Starship noch eine Vielzahl anderer Personen, deren Bekanntschaft zu machen sich hundertprozentig lohnt, während man um andere besser einen weiten - sehr weiten - Bogen machen sollte.

 

Es ist der Autorin dabei äußerst gut gelungen, lediglich durch die Atmosphäre des Schiffes einen konstanten Spannungsbogen aufrechtzuerhalten. Allein die dunklen, endlosen Gänge und verwinkelten Decks, erzeugen beim Lesen eine so kribbelnde Angespanntheit, dass übertriebene Actionszenen und fiese Alien Parasiten überhaupt nicht nötig sind, um der Geschichte Würze zu verleihen.

Dabei nimmt allerdings auch Technik, Funktion und Aufbau des Schiffes einen nicht zu vernachlässigenden Teil des Buches ein. Dabei wird zwar nicht explizit auf jede Schraube und jede Schweißnaht eingegangen, an der unsere Ich-Erzählerin vorbeikommt, aber alle technischen Gegebenheiten, in deren Nähe sich unsere Protagonistin aufhält, oder die sie vor Probleme stellen, werden ausreichend erläutert. Für mich als Ingenieurin war das ein sehr spannender Teil der Geschichte, der das Raumschiff so richtig greifbar macht. Für Leser, die sich allerdings überhaupt und nicht mal im Geringsten für naturwissenschaftliche Themen begeistern können, könnten diese Passagen, so simpel und klein sie sein mögen, etwas langweilig und langatmig werden.

 

Ausgesprochen gut hat mir auch gefallen, wie erwachsen und gleichzeitig unschuldig-süß sich die Romanze in diesem Buch entwickelt. Es gibt keine „Liebe auf den ersten Blick“ und schmachtende Kleinmädchengedanken an Strubbelhaare und Sixpacks, die den Rest der Story in den Hintergrund zwingen.

Es ist ein langsames Auftauen und gegenseitiges Wertschätzen, das dort im Laufe der Geschichte erblüht, ganz ohne explizite Szenen. Es bedarf keinerlei Drama oder permanent lebensbedrohlichen Situationen, um unsere beiden Charaktere einander näher zu bringen.

Ganz zu schweigen davon, dass Mayas Gefühlswelt so authentisch wirkt, dass sie sich sofort auf den Leser überträgt. Sei es ihre anfängliche Nervosität, ob sie es überhaupt auf das Raumschiff schaffen oder ihre spätere Unruhe im Weltall.

Das hat das ganze Buch für mich sehr viel glaubwürdiger als andere Weltraumgeschichten gemacht. Denn den Leser durch solch elementaren „Banalitäten“ derart einzuspannen, gelingt bei weitem nicht jedem Autor.

Dadurch eignet sich das Buch sowohl für junge Leser (14+), als auch für Erwachsene, die einfach mal in die Weite des Weltraums abtauchen wollen. Dennoch gibt es durchaus ein paar brutale Kampfszenen, weswegen ich das Buch nicht unbedingt unter 14 Jahren empfehlen würde.

 

 

 

Fazit

Ich würde das Buch sowohl jüngeren, als auch schon erwachsenen Lesern ans Herz legen.

Man muss sich hier nicht durch eine abgedrehte und unglaubwürdige Weltall-Alien-Parasiten Geschichte quälen, sondern darf viel mehr eine junge Frau begleiten, die versucht, sich trotz all der Stolpersteine und Widrigkeiten, mit denen sie konfrontiert wird, einen Platz in einer neuen Gesellschaft zu erkämpfen.

Man muss für dieses Buch weder großer Fan von Fantasy, noch von Science-Fiction sein. Wenn man allerdings ein bisschen Liebe für diese beiden Genres mitbringen kann, erwarten einen garantiert zauberhaft spannende Stunden auf dem Starship.

Ich für meinen Teil, kann es kaum erwarten, für den nächsten Band auf das Starship zurückzukehren und all meine liebgewonnen Charaktere wiederzutreffen.