Rezension

Zeit der Tränen, Zeit der Umarmungen, Zeit der Hoffnung.

Stärke des Herzens - Gilbert Morris

Stärke des Herzens
von Gilbert Morris

Zeit der Tränen, Zeit der Umarmungen, Zeit der Hoffnung.

„Ich hoffe, du wirst immer Mitleid mit denen empfinden, die einen Verlust erleiden, Amos. Das ist das Kennzeichen eines wirklichen Mannes. Jeder Mann mit einem starken Arm kann einen anderen, schwächeren, ist Stücke hauen, aber Mitleid mit den Leidenden ist das Kennzeichen, das Gott sucht.“ (Christopher Wakefield)

Sir Christopher Wakefield, Patriarch der Wakefield-Dynastie, bringt seinen Söhnen Amos und Gavin bei, mutig und gottesfürchtig zu sein. Der liebenswerte und gütige Mann führt mit seiner zweiten Ehefrau Angharad eine glückliche Ehe, die von einer kleinen Nachzüglerin namens Hope gekrönt wurde. Angharad ist eine Frau von tiefem Glauben und großer geistlicher Einsicht, die ihre Familie über alles liebt. Ihrer grenzenlosen Güte ist es zu verdanken, dass ihr auf Abwege geratener walisischer Neffe Evan Morgan in Wakefield die Chance auf einen Neubeginn findet. Unterwegs zu seiner neuen Heimat begegnet Evan der verängstigten und halb verhungerten Waise Jenny Clairmont, die er kurzerhand mitnimmt. Evan und Jenny werden von den Wakefields auf das Herzlichste aufgenommen und erfahren liebevolle Zuwendung. Als Gavins enger Freund und Lebensretter John Bunyan in Bedrängnis gerät, stehen die Wakefields dem Mann zur Seite und versuchen, ihm und seiner Familie zu helfen. Denn in England werden nach Cromwells Tod die Nonkonformisten mit aller Gewalt unterdrückt. Besonders der allseits beliebte unabhängige Wanderprediger John Bunyan ist bestimmten Leuten ein Dorn im Auge…

Im vierten Band dieser beeindruckenden Saga um die Dynastie der Wakefields ist die Zeit der Puritaner mit Cromwells Tod zu Ende, mit dem neuen König Karl II kehrt Unmoral ins Land ein. Kriegerische Auseinandersetzungen mit Holland, der Ausbruch der Pest und das große Feuer in London bilden den geschichtlichen Hintergrund dieser grandiosen Fortsetzung aus der Feder von Gilbert Morris. Der Autor konzentriert sich im vorliegenden Buch auf Christopher und Angharad Wakefield und die Entwicklungen ihrer Kinder Gavin, Amos und Hope. Mit Angharads Neffen Evan betritt eine facettenreiche Persönlichkeit den Schauplatz Wakefield – aus einem gottlosen, stets in Schwierigkeiten steckenden und ruchlosen Herzensbrecher wird durch den positiven Einfluss der Wakefields im Laufe der Zeit ein gottesfürchtiger Mann und eine Bereicherung für die Familie. Eine weitere Hauptfigur ist das zerlumpte Waisenkind Jenny, die in Wakefield ebenfalls liebevolle Annahme und ein neues Zuhause findet. Der eigentliche Protagonist ist aus meiner Sicht jedoch Gavins Lebensretter John Bunyan, der im gesamten Buch eine Schlüsselposition einnimmt. John verdient als Kesselflicker sein tägliches Brot, sein Herz hängt jedoch an seiner Berufung, den Menschen das Evangelium nahezubringen. Als schlichter Redner von bescheidenem Auftreten, begnadet mit einer starken und machtvollen Stimme, benutzt er einfache Beispiele, mit denen die schlichten Leute etwas anfangen können. Als großartiger und feuriger Prediger erweckt er die Bibel zum Leben. Sein Familienleben, sein hartes Dasein in der Zeit der Restauration, seine mit unerschütterlichem Glauben ertragene jahrelange Kerkerhaft und seine unbeirrbare Leidenschaft für Gott bilden das beeindruckende Zentrum dieses Buches. „Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen. Ich werde das Evangelium predigen, und wenn ich dafür hängen muss.“

In Will Morgan erhält auch eine wichtige Nebenfigur aus dem Vorgängerband einen kleinen Gastauftritt, während sich ein Handlungsstrang mit Christophers und Angharads Tochter Hope und dem charmanten Rechtsanwalt Darcy Wingate befasst.

Der vorliegende vierte Band thematisiert den Zeitraum zwischen 1645 und 1672, eine Auflistung der für diesen Band relevanten Mitglieder der Wakefield-Dynastie liefert gleich zu Beginn einen kurzen Überblick über die wichtigsten handelnden Personen dieses Buches.

Der einnehmende Schreibstil des Autors, die starke Gewichtung auf den christlichen Glauben sowie die Einbindung hervorragend recherchierter historischer Fakten sorgten für ein faszinierendes Leseerlebnis, bei dem ich Geschichte hautnah erleben und tief in die Zeit der Regentschaft des englischen Königs Karl II. eintauchen durfte. Die kriegerischen Auseinandersetzungen und der Kampf gegen die freien Prediger mit John Bunyan als prominenten Betroffenen sorgen für Aufregung und bringen einen gewissen Spannungsbogen im Buch.

Fazit: Mit dem vierten Band der neu aufgelegten Wakefield-Sage „Stärke des Herzens“ hat der SCM-Verlag mir erneut ein ganz besonderes Lesevergnügen bereitet. Jeder, der historischen Romanen zugetan ist und sich für das Leben in England zur Zeit des Commonwealth, der englischen Restauration sowie die Geschichte des englischen Baptistenpredigers und Schriftstellers John Bunyan interessiert, wird von diesem Buch fasziniert sein. Ich persönlich würde die Einhaltung der Reihenfolge beim Lesen dieser Buchreihe für das bessere Verständnis empfehlen. Die starke Gewichtung auf den christlichen Glauben und die Tatsache, dass Gilbert Morris sich hervorragend gezeichneter Charaktere bedient, machen diesen Roman zu einem absoluten Lesehighlight.

Völlig begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung für dieses beeindruckende Buch!