Rezension

Zeit der Trauerbewältigung

Hortensiensommer - Ulrike Sosnitza

Hortensiensommer
von Ulrike Sosnitza

Bewertet mit 4 Sternen

Die Landschaftsgärtnerin Johanna lebt nach der Scheidung von Christopher in einem großen Haus mit Garten in Sommerhausen. Nachdem Johanna mit ihrer letzten Mieterin in der oberen Etagenwohnung einige Schwierigkeiten gehabt hat, beschert die Suche ihr in dem charmanten alleinstehenden Lehrer Philipp einen neuen Hausmitbewohner. Einzige Auflage für Philipp ist, er darf den Garten nicht betreten, Johanna will ihre Ruhe haben. Seit einem schlimmen Erlebnis, das auch ihre Scheidung zur Folge hatte, lebt sie sehr zurückgezogen, hat nur engen Kontakt zu ihrer Schwester Franzi und deren Mann. Die eigenen Eltern leben in Frankfurt und sind somit nicht in unmittelbarer Nähe. Durch ihren Beruf ist Johanna allzeit für jedermann erreichbar und kümmert sich um sämtliche Gärten, die ihrer Hilfe bedürfen. Philipp merkt schnell, dass Johanna ein besonderer Mensch ist, und versucht sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken, was zu Beginn mehr als schwierig ist. Doch bald schon verbringen die beiden gemeinsam gemütliche Abende im Garten, nähern sich an und Philipp liest Johanna sogar vor. Aber dann steht auf einmal ein Kind im Garten, es ist Phlipps Tochter Klara – und Johanna kündigt ihm von jetzt auf gleich die Wohnung…

Ulrike Sosnitza hat mit ihrem Buch „Hortensiensommer“ einen sehr gefühlvollen und ebenso unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gleichzeitig emotional. Durch die wechselnden Perspektiven, in der die Geschichte erzählt wird, erhält der Leser Einblicke in die Gefühlswelt von Johanna, aber auch in die von Philipp und bekommt so ein rundes Bild der Gesamtsituation. Die Autorin packt in dieser Geschichte schwierige Themen an, da geht es um Scheidung und Sorgerechtsstreitigkeiten, Ex-Männer, deren Frauen Kinder bekommen, Probleme, auf natürliche Art schwanger zu werden und auch um Verlust und Tod, die Narben auf der Seele hinterlassen und nicht so leicht zu verkraften sind. Sehr einfühlsam geht die Autorin mit all diesen Themen um und gibt dem Leser gleichzeitig Raum zum Nachdenken, wie man wohl selbst in der einen oder anderen Situation handeln würde.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und mit Herz und Seele versehen. Sie wirken durch ihre individuellen Eigenschaften sehr realitätsnah und authentisch, so dass man sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen kann. Johanna ist eine nette Frau, die ein furchtbares Erlebnis bis heute nicht verkraftet hat. Sie hat sich von der Außenwelt regelrecht abgeschottet, geht ihrer Arbeit nach, kümmert sich um Freunde und Familie, aber ansonsten bleibt sie meist für sich. Sie hat Angst, sich jemandem zu öffnen und näher an sich herankommen zu lassen, denn sie könnte einen erneuten Verlust nicht ertragen. Sie ist eine begnadete Gärtnerin mit viel Liebe zur Natur. Philipp ist ein sehr charmanter und freundlicher Mann, der sich ebenfalls gern in der Natur aufhält. Er liest gern und viel, ist ein guter Lehrer und besitzt viel Einfühlungsvermögen und Sensibilität gepaart mit einem eigenen Kopf und viel Geduld. Allerdings hat auch er sein Päckchen zu tragen und tut alles, um in der Nähe seiner Lieben zu sein. Dafür nimmt er so manchen Kampf auf sich. Franzi ist Johanna eine sehr liebe Schwester, die sich um sie sorgt und sie beschützen will. Christopher ist Johannas Ex-Mann, der zwar neu verbandelt ist, doch noch immer Gefühle für Johanna hegt und mit dem schweren Schicksalsschlag ebenfalls bisher nicht gut zurechtgekommen ist. Auch die übrigen Protagonisten geben der Handlung weitere Impulse und dem Leser ein komplettes Bild.

„Hortensiensommer“ ist ein sehr emotionaler und gefühlvoller Roman über Familie, Verlust, Tod und die Hoffnung auf eine neue Chance. Kein leichter Sommer- und Wohlfühlroman, sondern eine Geschichte, die ans Herz geht und einen noch lange beschäftigt. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!