Rezension

Zeit zum Innehalten

Auggie Wrens Weihnachtsgeschichte - Paul Auster

Auggie Wrens Weihnachtsgeschichte
von Paul Auster

Bewertet mit 5 Sternen

In der Court Street in Brooklyn, da ist ein kleiner Laden. Dort steht Tag ein, Tag aus Auggie Wren hinter dem Ladentisch  und verkauft Rauchwaren. Auggie ist ein unscheinbarer kleiner Mann, so wie viele Verkäufer ein  alltäglicher Begleiter unseres alltäglichen Lebens, denen wir weder Gesicht noch Namen geben. Paul kauft dort immer wieder seine holländischen Zigarren. Auch Paul verschwendet keinen Gedanken an Auggie, bis dieser Paul anspricht, ihm seine Fotosammlung zeigen will.

Paul, das ist Paul Auster, ein Schriftsteller, den ich liebe und verehre. Paul Auster, der mich mit seinem epochalen Werk 4321 auf über tausend Seiten in seinen Bann ziehen konnte, ist auch ein Meister der Miniatur. Eine Weihnachtsgeschichte, was soll das sein, ein „grässlicher Erguss von heuchlerischem Schmalz und süßlichem Kitsch“, wie Paul Auster befürchtet, als er eine solche für die New York Times schreiben soll. Aber die besten Geschichten schreibt das Leben und Auggie Wren erzählt dem Schriftsteller eine solche. Ist diese Geschichte wahr, hat Auggie Wren sie erfunden, hat Paul Auster sie erfunden, hat Paul Auggie erfunden? Wen kümmert’s. Es ist eine Geschichte zum Innehalten, ein literarisches Konfekt für stille Zeiten, eine kleine Freude und zärtlicher Trost. Manchmal braucht es da nicht mehr.