Rezension

Zeitgeschichte hautnah

Die Bagage - Monika Helfer

Die Bagage
von Monika Helfer

Bewertet mit 4 Sternen

"Die Bagage" ist ein Roman der Autorin Monika Helfer, umfasst 159 Seiten und erscheint im Frühjahr 2020 im Carl Hanser Verlag.

Der Roman erzählt die Lebensgeschichte von Grete Moosbrugger, der Mutter der Autorin. Wir bewegen uns also im autofiktionalen Bereich. Begonnen wird die Lebenslinie zum Beginn des 1. Weltkrieges. Die Autorin nimmt uns mit in die Berge der Alpen, führt uns ein in das karge beschwerliche Leben der Alpendörfer und in die schier ausweglose Situation derer, die am Rande dieser Gemeinschaften ihr Dasein fristen ... so wie die Familie Moosbrugger. Josef und Maria haben sich mit ihren Kindern hier ein kleines Auskommen geschaffen, als der Vater an die Front einberufen wird und Marias Kampf als Alleinerziehende beginnt. Schonungslos beschreibt Helfer die Situation der jungen Mutter, gefangen zwischen Ablehnung und Abhängigkeit. Als dann die kleine Grete geboren wird und Josef seine Vaterschaft in Zweifel zieht, beginnt für das kleine Mädchen die harte Schule des Lebens: durch den Vater abgelehnt, von der Mutter umso mehr geliebt, von der Dorfgemeinschaft verspottet. Wie kann ein Mensch damit leben? Was macht das mit ihm? Und was bedeutet eine solche Erfahrung für zukünftige Generationen der Familie?
Helfer beantwortet diese Fragen, indem sie die Familiengeschichte bis zur Gegenwart offenlegt. Mit ihrer eindringlichen Sprache, mal sehr reduziert, mal pointiert, macht sie diesen kleinen Roman für mich zu einem ganz besonderen Werk. Daher gibt es für diesen Gesellschaftsroman eine klare Leseempfehlung für alle, die sich von Familiengeschichten unterhalten fühlen und die gerne Einblicke bekommen in das Leben längst vergangener Zeiten.