Rezension

Zeitgeschichte kurzweilig

Das Bücherzimmer - Rosemarie Marschner

Das Bücherzimmer
von Rosemarie Marschner

Bewertet mit 4 Sternen

Im Mittelpunkt des Romans steht Marie Zweisam, die zu Beginn der Handlung als Vierzehnjährige ihr kleines Heimatdorf in Österreich verlässt um in der nächsten Stadt, in Linz, als Hausmädchen zu arbeiten.
Heimweh, eine erste unglückliche Liebe, harte Arbeit, ungerechte Entlohnung und die Verzweiflung, keine Aussicht auf eine richtige Ausbildung zu haben, markieren ihren frühen Lebensweg. Einen Ausweg aus der sozialen Sackgasse scheint es für Marie nicht zu geben, denn Marie ist unehelich und in den zwanziger Jahres des letzten Jahrhunderts war das durchaus noch ein Grund für lebenslange Diskriminierung. Doch Marie ist überdurchschnittlich klug und ehrgeizig und sie lässt sich nicht unterkriegen. Durch Fleiß und Gradlinigkeit verdient sie sich den Respekt ihrer Umwelt. Sie heiratet und steigt sozial auf. Und bei allem bleibt Marie sich selbst immer treu. Auch als der Nationalsozialismus Einzug hält, steht sie ihren jüdischen Freunden zur Seite und macht aus ihrer kritischen Meinung den neuen Machthabern gegenüber keinen Hehl, wodurch sie selbst in Gefahr gerät...
Mit ihrer Hauptfigur hat Marschner eine sympathische Heldin geschaffen, der man gerne durch die Härten der eigenen Biographie und durch die Wirren der Zeitgeschichte folgt. Wobei ich immer den Eindruck hatte, dass der Autorin am Schicksal ihrer Figuren etwas mehr gelegen ist als an der geschichtlichen Darstellung. Dem Unterhaltungswert der Lektüre hat dies aber keinen Abbruch getan.
Marschners Sprache ist ansprechend und klar. Sie erzählt gefühlvoll ohne kitschig zu werden.
Insgesamt fühlte ich mich sehr gut unterhalten. Zwei Fragen blieben für mich am Ende jedoch offen. Erstens: Wieso heißt dieser Roman 'Das Bücherzimmer'? Vermutlich weil dadurch Leute wie ich dazu verleitet werden ihn zu lesen. Diese Rechnung ist ja auch aufgegangen.