Rezension

Zeitgeschichte mal anders! Der Bernsteinstaubzauber...

Bernsteinstaub
von Mechthild Gläser

Bewertet mit 3.5 Sternen

Warum kommt es uns manchmal so vor, als ob die Teit unterschiedlich schnell vergeht? Nun die Zeit ist eben komplexer als man denkt...

Bernsteinstaub ist ein Jugendroman aus der Feder von Mechthild Gläser und beschäftigt sich mit der Zeit. Ich finde Zeitromane immer sehr ungewöhnlich und super faszinierend, weshalb mich dieser Roman angesprochen hat. Und ich wurde sehr angenehm überrascht mit dieser ungewöhnlichen und innovativen Idee der Zeit hier.

Das Cover ist wirklich wunderschön und so unglaublich passend wie kaum eins zu seiner Geschichte. Es ist in einem dunkelroten Hintergrund gehalten und darauf sieht man, wie bernsteinfarbener Staub verschiedenen Motive zeichnet. Über dem Titel sieht man ein kolosseumartiges Gebilde mit Ornamenten, dann eine Silhouette einer Person auf einem Boot mit Ruder und natürlich nicht zuletzt das Ziffernblatt darunter. Es ist echt toll aufgemacht und auch die Zeichnungen und Verzierungen im Buch sind total schön und detailreich!

Ophelia hat sich nie viel Gedanken über die Zeit und ihren Fluss gemacht. Warum die Zeit manchmal so viel langsamer vergeht oder im Kontrast rasend schnell vorbeifliegt. Eher hat sich Ophelia immer mit dem Tod und Verlust ihres geliebten Vaters beschäftigt, denn sie ist sich sicher, dass es kein einfacher Unfall war und etwas dahinter gesteckt haben muss. Und dann passiert es: Plötzlich sieht Ophelia seltsamen Staub, überall. Sie erfährt, dass sie angefangen hat die Zeit sehen zu können und damit ist sie eine Zeitlose. Mit ihrer neuen Fähigkeit die Zeit zu manipulieren lernt sie das Familiengeheimnis kennen und die Welt der Zeitlosen. Doch es ist nie, wie es aussieht und mit dem Treffen anderer Zeitlosen wie dem verschlossenen Leander kommt Ophelia einem ungeheueren Geheimnis auf die Schliche, die ihr Weltbild noch einmal verändern wird...

Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut, flüssig und ich finde den Aufbau der magischen Zeitwelt unglaublich gut gelungen und total originell. Eher als durch die Zeit reisen, wie wir es aus Zeitromanen kennen, setzt sie auf das Phänomen der Zeit selbst und zeigt dem Leser, dass auch ohne das Reisen die Zeit kompliziert genug ist. Von den Motiven und der Grundidee war ich vom ersten Moment an total fasziniert und finde sie wirklich großartig. Jedoch gibt es auch ein paar Schwächen, die mich etwas mit dem Buch haben kämpfen lassen.

"Ich nickte erneut, obwohl ich nicht so recht wusste, ob ich das in Ordnung fand oder ihn dafür verurteilte. Dafür, dass er noch immer am Leben war und Papa nicht."
- Zitat aus Bernsteinstaub

Ophelia ist die Hauptprotagonistin in dieser Geschichte und ich muss gestehen, dass sie es einem nicht leicht macht sie gleich zu mögen. Sie ist sehr eigensinnig und macht nicht immer das, was man will, gleichzeitig kann man sie nicht nicht mögen, denn sie ist mutig und vielleicht auch gerade weil sie eine eigene Art zu denken hat, lässt sie sich nichts verbieten. Ich musste mit ihr warm werden, aber mochte sie am Ende sehr. Währenddessen mochte ich Leander, den man ebenso begleiten darf, sofort und auch die Nebencharaktere waren nicht schlecht, auch wenn ich mit ihnen bis auf einige Ausnahmen nicht ganz so anfreunden konnte.

An sich mag ich diese Geschichte definitiv, allein schon, weil sie sich von anderen Zeitromanen abhebt und nicht einen durch die Zeit reisen lässt, sondern sie anhand von Staub manipulieren lässt. Ebenso ist die Handlung eher ungewöhnlich und genau das macht es so besonders. Aber leider fand ich die Umsetzung nur bedingt gelungen. Ich finde detailreiche Beschreibungen ja toll, aber der Anfang war einfach total langatmig und auch mittendrin ist es manchmal zu kleinen Längen gekommen, was sehr schade ist. Bis auf die Hauptcharaktere hätten man aus den Nebencharakteren auch mehr rausholen können und ich hätte liebend gerne noch mehr über das Konzept mit dem Manipulieren der Zeit und wie das genau geht, gelesen, das war mir ab und zu noch unklar. Das Ende hingegen fand ich aber sowas von nicht klischeehaft und klasse!
Deshalb vergebe ich gute 3,5 -4****!