Rezension

Zeitgeschichte trifft auf aktuelle Probleme - sehr lesenswert!

Die andere Hälfte der Hoffnung - Mechtild Borrmann

Die andere Hälfte der Hoffnung
von Mechtild Borrmann

Bewertet mit 4 Sternen

„Die andere Hälfte der Hoffnung“ ist der aktuelle Roman der renommierten Autorin Mechtild Borrmann (Stand Februar 2016).      Nachdem ich voller Begeisterung   zuvor „Der Geiger“ der Autorin gelesen hatte, war ich umso gespannter, was diese Geschichte für mich bereit halten würde.

Worum geht es in „Die andere Hälfte der Hoffnung“?

Valentina wartet auf die Rückkehr ihrer Tochter aus Deutschland. Seit Monaten hat sie nichts mehr von ihr gehört. Sie scheint spurlos verschwunden – wie viele andere Studentinnen, die angeblich ein Stipendium in Deutschland erhalten haben. Valentina lebt dagegen in der verbotenen Zone von Tschernobyl, ihrer alten Heimat. Um dem trostlosen Warten und dem bitterkalten Winter zu trotzen und die Hoffnung nicht zu verlieren, beginnt Valentina ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. In Deutschland versteckt währenddessen Martin Lessmann eine junge osteuropäische Frau vor ihren Verfolgern. Als sie sich kurz darauf die Pulsadern aufschneidet, rettet er sie ein zweites Mal – und erfährt Ungeheuerliches.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, das kann man mögen, muss man aber nicht. In diesem Fall finde ich jede Perspektive für sich absolut lesenswert und notwendig (mal abgesehen davon, dass sie zu einem gemeinsamen Handlungsstrang führen). Zum Einen ist da Valentina, die in Tschernobyl lebt. Wobei leben vielleicht ein wenig zu hochgestochen klingt angesichts der Umstände, in denen sie sich befindet. Schritt für Schritt offenbart sie dem Leser außerdem ihre Lebensgeschichte und die ist, um es kurz zu sagen, absolut tragisch. Für mich als empathiefähiger Mensch war es teilweise sehr hart mitzuerleben.

Nicht weniger tragisch ist dabei der Weg ihrer Tochter, den es im anderen Handlungsstrang zu erfahren gilt. Sehr geschickt und spannend konstruiert die Autorin hier eine Geschichte, die zum Einen wirklich nervenaufreibend, zum Anderen aber auch sehr informativ, ist, da hier Zeitgeschichte und leider immer noch bestehende Konflikte knallhart aufeinanderprallen. Dass die Geschichte so nah an der Realität spielt, macht es noch umso grausamer.

Nach „Der Geiger“ hat mich Mechtild Borrmann auch in diesem leider viel zu realem Thriller vollkommen von sich überzeugen können! Eine uneingeschränkte Leseempfehlung.