Rezension

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Zeitlose Zeitreise und zeitlose Liebe

Bernsteinstaub
von Mechthild Gläser

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Das Buch handelt von Ophelia, einem jungen Mädchen, die von heute auf morgen Staubströme um sich herum sieht. Als sie durch Zufall einen Fahrradunfall hat und sich herausstellt, dass sie diesen Staub sieht, schickt sie ihre Mutter kurzerhand nach Paris zu ihren Verwandten. Dort lernt sich, dass sie die Gabe hat, die Zeit zu manipulieren. Die kann die Zeitströme lenken, Zeitschlaufen binden oder die Zeit zurückspulen.

Als ihre Familie dann die Einladung zum Bernsteinpalast bekommt, nimmt alles seinen Lauf. Sie wird auch hier durch Zufall Teilnehmerin am Bernsteinturnier. Dort muss sie zusammen mit 3 weiteren Personen diverse Aufgaben lösen. Mit dabei sind ihre Schwester Grete, Darius und Leander.

Ihre Reise führt sie zu 4 verschiedenen Orten, an denen sie Sekunden für die finale Aufgabe finden sollen. Die finale Aufgabe bringt sie dann letztendlich nach Paris zurück, wo sie die Sekunden dem Zeitstrom wieder zurückführen sollen. Dort soll auch entschieden werden wer der neue Herr der Zeit wird.

Währenddessen kommen sich Leander und Ophelia näher. Die beiden lernen einander kennen und lieben. Auch wenn es zunächst nicht so aussieht, da Leander beim Unfall von Ophelia und ihrem Vater vor Jahren dabei war. Auch seine Gabe, dass er das Lebensende von Personen sehen kann, scheint sich zwischen die beiden zu stellen. Leander sieht nämlich bei ihr, dass ihre Zeit schneller zum Ende kommt, als beiden lieb ist. Zum Glück kommt es anders.

Neben dieser Geschichte lernt man auch noch etwas über die Geschichte der Zeitlosen kennen. So kommt ans Tageslicht, dass Pan, der Präsident, einen Ort geschaffen hat, an dem die Zeit still steht – der Bernsteinpalast. Dort hat er seiner Helena einen Ort geschaffen, an der sie nicht sterben kann und so viel Zeit hat, wie sie braucht, um sich in ihn zu verlieben. Was aber leider nicht passiert.

Damit dieser Ort Bestand hat, können nicht alle Zeitlosen hier das Privileg genießen. Daher schreibt er die Geschichte um und behauptet, dass es nur 4 Bernsteinlinien gibt. So verfolgt er alle anderen Zeitlosen, die eben nicht aus diesen Linien stammen.

Doch zum Schluss schafft es Ophelia dieses Raum-Zeit-Gefüge zu zerstören und somit die Zweiklassengesellschaft aufzulösen.

Charaktere:
Ophelia ist ein junges Mädchen, welches ihre Gabe die Zeit zu beeinflussen entdeckt. Sie ist bodenständig, trägt ihr Herz am rechten Fleck. Sie ist eine wahre Kämpfernatur. Sie hinterfragt die Dinge und ist gegenüber allem aufgeschlossen, hinterfragt die Dinge jedoch auch. Sie ist witzig und intelligent zugleich. Eine wirklich spannende und sympathische Hauptfigur in dem Buch.

Leander ist der mysteriöse Junge, dessen Alter wohl älter als 100 Jahre sein dürfte. Seine Familie ist vollständig ausgelöscht. Er hat keine Vorfahren oder Nachfahren und ist somit alleine und auf sich gestellt. Er lebt sein Leben im Hintergrund und verkriecht sich vor den Menschen. Menschen machen ihn nervös, was daran liegt, dass seine Gabe die Zeit zu beeinflussen durch eine weitere Gabe ergänzt wird: Er sieht in den Augen der Menschen wie viel Lebenszeit ihnen noch verbleibt.

Grete ist die Schwester von Ophelia, die ehrgeizig ist und ein Faible für Musik hat. Sie ist eine weitere Teilnehmerin an dem Turnier. Ebenso Darius ist ein Teilnehmer. Er ist erpicht auf den Posten als Herr der Zeit und hat scheucht sich auch nicht gegen die Regeln zu verstoßen oder aber über die Moralschwelle zu treten.

Ophelias Familie kann unterschiedlicher nicht sein. Ihre Mutter macht den Anschein, als wenn sie ihre eigene Tochter nicht lieben würde. Ihr Vater ist tot, wird aber als liebevoller Vater beschrieben. Die Verwandten aus Paris hingegen werden als verrückter Haufen beschrieben. Die Ururgroßmutter, die hipper nicht sein könnte und die Tante und der Onkel, die geheimnisvoll wirken und dennoch liebevoll. Sie kümmern sich liebevoll um Ophelia und versuchen ihr alles über das Zeitgefüge zu erklären.

Pan hingegen ist selbstgefällig und ein wahrer Egoist. Er will, dass sich die schöne Helena in ihn verliebt. Dafür setzt er alle Hebel in Bewegung. Er lässt die Zeit an einem Raum eingefrieren, damit diese genug Zeit hat, sich in ihn zu verlieben.

Cover:
Ich liebe die Farbgebung. Es sieht so wunderschön aus. Auch die Darstellung der Person, die wohl der Herr oder die Herrin der Zeit darstellen soll wird durch die Uhr als Meer super dargestellt. Auch unter dem Schutzumschlag ist ein Schätzchen zu finden. Das Buch ist lila und hat am Buchrücken rosegoldene Schriftzüge und Elemente.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin Mechthild Gläser ist leicht und flüssig. Auch der Geschichtsaufbau ist toll. Man kommt gut durch das Buch und man kann es im Prinzip in einem Rutsch durchlesen. Die Autorin hat wirklich ein Talent dafür die Geschichte langsam aufzubauen und es dann richtig krachen zu lassen.

Meinung:
Das Buch hat mich schlichtweg umgehauen. Es war das erste Buch der Autorin und hat mich total überzeugt. Es wird nicht das letzte Buch von ihr sein, welches ich lesen werde. Mir haben vor allem die beiden Hauptpersonen Ophelia und Leander total gut gefallen. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, kämpfen dennoch für dasselbe. Sie haben scheinbar unüberwindbare Differenzen und räumen dieses Stück für Stück beiseite, um so sich nicht mehr selber im Weg zu stehen. Am Ende finden sie zueinander.

Auch gut gefallen hat mir die Vereinigung von La Nuit, die für die Gleichberechtigung von allen Zeitlosen kämpfen. Sie wollen die Zweiklassengesellschaft abschaffen, was sie auch Dank Ophelia zum Schluss schaffen.

Ich wünschte, die Autorin würde einen zweiten Teil planen bzw. schreiben.