Rezension

Zeitreise

Das Diamantenmädchen - Ewald Arenz

Das Diamantenmädchen
von Ewald Arenz

Bewertet mit 3 Sternen

Rezension zu der Taschenbuchausgabe

Lili, ihr Bruder Wilhelm und der Nachbarsjunge Paul wachsen gemeinsam in der Nähe von Berlin um die Zeit 1900 auf. Sie verbringen miteinander eine unbeschwerte Kindheit und Jugendzeit. Bis der erste Weltkrieg das Leben der Menschen und auch das der drei jungen Erwachsenen nachhaltig verändert.
Als der Krieg vorbei ist, arbeitet Lili als Journalistin bei einer Illustrierten in Berlin. Über ihre berufliche Tätigkeit lernt sie den Staatssekretär Carl von Schubert kennen. In einem gemeinsamen Treffen, bittet der Politiker die junge Frau um ihre Hilfe. Er erklärt auf der Suche nach einem Diamantenschleifer zu sein. Die Regierung sei an Rohdiamanten gekommen, die man nach dem Schleifen gewinnbringend verkaufen möchte. Der Verkauf müsse verdeckt ablaufen, da man den Gewinn an den Reparationszahlungen für die Siegermächte vorbei schleusen möchte. Lili denkt dabei natürlich sofort an ihren Jugendfreund Paul, der nach dem Krieg die Diamantenschleifwerkstatt seines Großvaters übernommen hat. Sie macht die beiden Männer miteinander bekannt und sie kommen ins Geschäft.
Zur selben Zeit wird allerdings in Berlin die Leiche eines unbekannten Mannes aufgefunden – am Tatort ein Rohdiamant. Es dauert nicht lange, bis Lili ins Fadenkreuz der polizeilichen Ermittlungen gerät.

Ewald Arenz gelingt es wie immer in seinen Büchern eine einmalige Atmosphäre zu schaffen. Hier begleitet man die Protagonisten in der Nachkriegszeit des ersten Weltkrieges auf ihren Wegen durch das „moderne“ Berlin. Die Zeiten haben sich verändert. Das Leben in der Großstadt wirkt hektischer, die Umgangsformen „salopper“. Und doch kämpfen die Menschen noch mit ihren Erinnerungen und den Auswirkungen des Kriegsgeschehens. Besonders Pauls Schilderungen über Erlebnisse an der Front gingen mir nahe. Insgesamt bekommt man einen guten Eindruck von dem Leben in Berlin um 1920 herum.
„Das Diamantenmädchen“ unterscheidet sich aber vor allem in einem Punkt zu den anderen Ewald Arenz Geschichten, die ich bisher gelesen habe. In dieser hier geht es nämlich um einen Kriminalroman. Leider hört es sich spannender an, als es letztendlich umgesetzt wurde. Die vom Autor beschriebene polizeiliche Ermittlungsarbeit und die damit einhergehenden Spannungsbögen haben mich nicht überzeugt. Der kriminalistische Handlungsverlauf wirkt eher erzwungen und ist meiner Meinung vorhersehbar.
Die Charaktere an sich haben mir aber sehr gut gefallen. Sie wirken in ihrem Handeln authentisch, sind einnehmend und man kann sich gut in ihre Gefühlswelt hineinversetzen.

Fazit:
Eine schöne Geschichte im Flair der 1920er Jahre, die ohne den Zusatz des „Krimi-Elementes“ überzeugt hätte.