Rezension

Zeitreise ins Sardinien des Jahres 1922

Die sardische Hochzeit - Grit Landau

Die sardische Hochzeit
von Grit Landau

Bewertet mit 4 Sternen

Der Ligurier und Kriegsveteran Leo Lanteri reist nach Sassari auf Sardinien mit dem Auftrag, dort als Erbe einer Olivenplantage nach der geheimnisvollen Olivensorte „pecora nera“ zu suchen. Vor allem aber musste er untertauchen, weil er im Streit einen Faschisten getötet hat. Die politischen Unruhen machen auch vor der Insel nicht halt, in Sassari Erstarken die Faschisten und gehen gegen die Kommunisten vor. Auch der Gutsherr des Landguts Soriga, der ihm bei der Suche nach der „pecora nera“ helfen könnte, erweist sich Unterstützer Mussolinis. Darüber hinaus verliebt sich Leo auf den ersten Blick in seine Tochter Gioia. Doch die soll in ein paar Tagen jedoch Gavino heiraten, dessen Familie ein Gestüt besitzt und königstreu ist.

Die Situation gleicht einem Pulverfass und ich bangte mit den Charakteren. Man erhält beim Lesen vielfältige Einblicke in die Zeit kurz vor Mussolinis Machtergreifung und dem Erstarken des Faschismus. Leo möchte eigentlich nur abwarten, bis sich die Wogen in seiner Heimat geglättet haben, und sich währenddessen nützlich machen, indem er die „pecora nera“ findet. Doch er trifft auf alte Kriegskameraden und macht neue Bekanntschaften, was ihn bald zwischen die Fronten bringt. Gioia träumt unterdessen davon, sich ein neues Leben aufzubauen und sieht ihren Verlobten Gavino als Mittel zum Zweck. Doch nach ihrer Begegnung mit Leo, der sich wie sie für Ragtime interessiert, geht ihr dieser nicht mehr aus dem Kopf. Den Kapiteln vorangestellt sind kurze Erläuterungen sardischer Bräuche und Überzeugungen, die sich in den Einstellungen und dem Handeln der Personen wiederspiegeln. Politische Einblicke, eine Liebesgeschichte und sardische Traditionen werden hier zu einer abwechslungsreichen Geschichte verwoben, die ich gerne an historisch interessierte Leser weiterempfehle!