Rezension

Zeitreise mit Hut ...

Der Hut des Präsidenten
von Antoine Laurain

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte:
Der Buchhalter Daniel gönnt sich während der Abwesenheit seiner Frau und seines Sohnes ein gutes Essen in einer Brasserie, als neben ihm niemand geringerer als François Mitterrand am Nebentisch mit einigen Begleitern Platz nimmt. Als der Präsident das Lokal wieder verlässt, bemerkt Daniel nach einiger Zeit, dass dieser seinen Hut vergessen hat. Aus einer Laune heraus beschließt Daniel, den Fund nicht zu melden, sondern den Hut einfach mit nach Hause zu nehmen.
Ab diesem Zeitpunkt ändert sich sein Leben: wenn er den Hut trägt, ist er selbstbewusster und schafft Dinge, von denen er bisher nur träumen konnte. Es scheint wie Magie, doch das Ganze findet ein jähes Ende, denn Daniel vergisst den Hut eines Tages im Zug.
Dort findet ihn schließlich Fanny Marquant, die die im Hut eingeprägten Initialen “FM” als Wink des Schicksals erkennt: auch sie nimmt den Glücksbringer mit und erlebt Bewegendes.
Die Reihe setzt sich fort, der Hut des Präsidenten reist weiter und bringt viele Veränderungen. Bis er schließlich zum spannenden Finale in Venedig landet …

Meine Meinung:
Antoine Laurain hat sich eine wundervolle Geschichte ausgedacht, die er sehr abwechslungsreich und vielschichtig zu erzählen weiß. Immer wieder ergeben sich Berührungspunkte zwischen den einzelnen Hutträgern, aus vielen Einzelschicksalen wird ein perfekt verwobenes Gesamtkunstwerk.

Jeder der Träger war mir sympathisch, angefangen mit Daniel. Der Autor zeichnet lebendige, glaubwürdige Charaktere, die man sich gut vorstellen kann.
Fast noch mehr Sorgfalt und Detailliebe investiert er in die Beschreibung der Schauplätze und bezeichnender Ereignisse des Jahres 1986: Zeitgeschehen, aktuelle Musik im Radio, Kunst, Politik, den Stand der Technik und vieles mehr.

So wird dieses Buch wirklich zu einer echten, kleinen Zeitreise in die Mitte der Neunzigerjahre. An einiges konnte ich mich selbst erinnern, doch für das Meiste bin ich entweder noch einen Tick zu jung und vor allem dreht sich natürlich alles um Frankreich. So kam ich mir bei manchen Passagen, in denen es um französische Persönlichkeiten oder ähnliches ging, leider etwas ausgeschlossen vor. Und diese Abschnitte konnten mich dann mit ihren vielen Details auch nicht so richtig fesseln.

Insgesamt liest sich das Buch aber wirklich ganz spannend und dadurch, dass der Hut stetig weiter wandert, dürfen wir auch oft neue Menschen und deren Leben kennenlernen.
Der stete Wandel und die Notwendigkeit, Veränderungen aufgeschlossen zu begegnen, kommt in dieser Geschichte sehr schön zum Ausdruck. Gekrönt wird das Ganze mit einem absolut stimmigen und überraschenden Ende.
Das Buch hat mich bestens unterhalten und ich empfehle es gerne weiter, vor allem an Frankreichfans ab 40.

Fazit:
Eine Zeitreise ins Frankreich der Neunzigerjahre, eine kleine Hommage an Präsident Mitterand und ein Hoch auf die Kraft und Notwendigkeit von Veränderungen. Emotional, spannend und bewegend!