Rezension

Zeitreisen mal ganz anders

Summer Symphony - Claudia Rapp

Summer Symphony
von Claudia Rapp

Von Wikingern, finnischen Cellisten und der Kraft der Musik!
Vorab: Dieser Roman ist anders. Wer sich also nicht einmal auf Fantasy der anderen Art einlassen möchte, sollte von vorneherein die Finger von diesem Buch lassen, denn ich glaube dass es nicht zwangsläufig jedermanns Sache ist.
Egal ob der sehr poetische und bildgewaltige Schreibstil oder die irgendwie ziemlich abgefahrene Handlung - Claudia Rapp geht mit ihrem Fantasyroman "Summer Symphony" neue Wege, und das ist auch gut so. Denn mich hat sie mit ihrem Werk alle mal begeistert!
Sie beschreibt mit der Handlung das Leben von Luise, einer jungen Frau die gänzlich unzufrieden mit ihrem Leben ist. Als sie plötzlich durch das Lied einer neuen finnischen Rockband durch die Zeit in den Körper der jungen Wikingerstochter Alwis reist, eröffnet sich ihr ein spannendes und mehr als reizvolles Abenteuer, das jedoch auch seine Gefahren birgt und Luise immer mehr zu verschlingen droht.
Luise ist eine Protagonistin, zu der ich nicht so einfach einen Zugang bekommen konnte, wie bei anderen. Oft konnte ich ihr Denken und Handeln nicht nachvollziehen, allem voran die Tatsache, dass sie nach wenigen Sekunden sofort davon überzeugt ist, dass sie ja durch die Zeit reisen kann und es ohne weiteres akzeptiert, beziehungsweise überhaupt nicht in Panik verfällt, wie es wahrscheinlich jeder normale Mensch von uns tun würde.
Mit der Zeit konnte ich mich jedoch an ihre sehr nüchterne Art gewöhnen und lernte sie als Protagonistin schätzen.
Doch nicht nur an Luise, sondern auch an den Schreibstil der Autorin musste ich mich erst gewöhnen, ehe ich ihn lieben lernte. Er ist glaube ich vollkommen anders, als normalerweise bei dieser Art von Geschichten. Sehr poetisch und bildgewaltig beschreibt die Autorin jeden noch so kleinen Nebengedanken der Protagonistin und scheint sich dabei manchmal ein wenig zu verlieren. Für Liebhaber von ausgefallenen Schreibstilen wie ich es einer bin, war es nach den ersten Seiten jedoch wirklich faszinierend und schön zu lesen, wie die Autorin das Geschehen und die Gedanken ihrer Charaktere beschreibt, sodass scheinbar normale Dinge plötzlich wunderschön erscheinen, wenn man nur die richtigen Worte benutzt.

Die Geschichte an sich passt sich dem Schreibstil an. Irgendwie ist sie anders, ein wenig abgedreht, sodass genau darin aber auch der Reiz liegt. Denn Schreibstil, Charaktere und Handlung ergeben diesen verrückten Mix, der mich geradezu an die Seiten gefesselt hat. Geschichtliche Hintergründe treffen auf wundervolle Beschreibungen moderner Rockmusik und prickelnde Erotik, die es jedoch nicht übertreibt. Dazu dann noch die tolle Atmosphäre, welche durch die tollen Beschreibungen der vielen Festivals eingfangen wird und das Gesamtbild ist perfekt.
Ich konnte nicht immer alles nachvollziehen, was die Protagonistin Luise im Laufe der Handlung macht, um ihren Weg zu gehen, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Trotzdem habe ich mit ihr mitgefiebert und kam nicht umhin sie ein wenig um dieses großartige Abenteuer zu beneiden.
Eine tolle Geschichte, die mal andere Wege geht und sich dadurch positiv vom Einheitsbrei abhebt. 4,5 Sterne!