Rezension

Zerrissen zwischen Lebenstraumverwirklichung und familiären Erwartungen

Die Lichter von Paris - Eleanor Brown

Die Lichter von Paris
von Eleanor Brown

Bewertet mit 4 Sternen

Der Insel-Verlag ist mir bekannt dafür, dass in ihm Bücher über Frauenschicksale erscheinen. Und in dieses Schema fügt sich auch der vorliegende Roman ein. Anders als der Schlusssatz des vorderen Klappentextes andeutet, geht es in ihm im Wesentlichen allerdings nur um die Schicksale zweier Frauen – Großmutter Margie und Enkelin Madeleine, zwischen denen sich äußerlich und wesensmäßig viele Parallelen auftun. Beide entstammen Elternhäusern, in denen Frauen strikt den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden haben – Heirat, Haushalt, Repräsentieren sind ein absolutes Muss, selbst wenn das die Aufgabe der eigenen Lebensträume bedeutet. Margie träumt von einem Dasein als Schriftstellerin, Madeleine als Malerin. Während Margie im Jahr 1924 wenigstens für einige Monate die Chance ergreift, in Paris in der Bohème zu leben und erst danach geläutert nach Hause zurückkehrt, bleibt Madeleine bis in ihre Dreißiger (im Jahr 1999) in einer unglücklichen Ehe mit einem dominierenden wohlhabenden Mann gefangen.

Die abwechselnd erzählten Geschichten der Protagonistinnen ziehen einen so sehr in den Bann, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte. Zu neugierig ist man zu erfahren, warum sie so gefangen sind in den familiären Erwartungen und ob sie doch noch ihre eigenen Träume leben werden. Einen kleinen Wermutstropfen bedeutet es für mich, dass insbesondere auf Madeleines Zerrissenheit immer und immer wieder eingegangen wird, ohne dass wirklich etwas Neues zu erfahren ist. Gerade bei ihr hat es mich erstaunt, dass sie, die im Jahre 1964 geboren sein dürfte, ein so völlig unemanzipiertes Leben führt, noch dazu in dem so fortschrittlichen Amerika. Faszinierend und sehr bildhaft sind die Schilderungen über das Paris der 20er Jahre mit seinen Künstlern und Schriftstellern.

Empfehlenswert für Leserinnen neuerer historischer Romane mit Gegenwartsbezug.