Rezension

Ziemlich holpriger Anfang, trotzdem ein gutes Buch

Hirnrissig - Henning Beck

Hirnrissig
von Henning Beck

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bewertet mit 3,5 von 5 Sternen: Auch wenn das Buch nicht zu 100 Prozent meinen Erwartungen entsprach, ist es doch wert gelesen zu werden, da es gerade Einsteigern einen schönen Zugang zum Thema ermöglicht.

Mein erster Eindruck von diesem Buch war sehr gut, denn das Cover sowie der Klappentext passen gut zum Thema und sind ansprechend. Ich finde auch die Farbwahl sehr schön, da man bei den kühlen, nüchternen Grün-, Blau- und Grautönen schon erahnen kann, dass hier ansonsten stark emotionalisierte Themen mal ganz rational und auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse betrachtet werden sollen.

Auch der erste Blick ins Buch verstärkt diesen positiven Eindruck: Das Inhaltsverzeichnis präsentiert übersichtliche Kapitel, die durch Unterüberschriften noch einmal in kleinere Sinnabschnitte geteilt werden.
Doch dieser positive Eindruck wird beim Lesen der Einleitung schnell zerstört, da diese paar Seiten einfach überflüssig wirken und als ob der Autor krampfhaft versuchen wöllte witzig zu sein. Wahrscheinlich sollte damit verhindert werden, dass das Buch zu stark an eine trockene, wissenschaftliche Abhandlung erinnert, doch ich finde diese Einleitung wesentlich abschreckender, als es sonst hätte sein können.

Jedoch bestätigt einen belohnt einen bereits das erste Kapitel dafür, wenn man trotzdem weiterliest, denn hier warten wirklich interessante Informationen, die in kleinen, mundgerechten und gut verständlichen Happen präsentiert werden. Insgesamt ist auch die Sprache angenehm bildhaft, humorvoll und Fachbegriffe werden Laiengerecht erklärt, sodass die Seiten nur so dahinfliegen und das Lesen Spaß macht. Was mir am Beginn des Buches noch etwas unangenehm aufgestoßen ist, sind die platten und unpassend wirkenden Scherze auf Kosten realer Personen. Vielleicht würden diese in einem Vortrag immerhin noch ein müdes Grinsen hervorlocken können, doch in geschriebener Form wirken sie einfach geschmackslos.

Insgesamt fällt ohnehin auf, dass der Autor ein guter Redner ist. Einerseits zeigt sich das in negativer Form, da am Anfang der Humor noch nicht zu einem Buch sondern eher zu einer Präsentation oder Rede passt (was sich im Laufe des Buches jedoch stark bessert), andererseits ist das aber auch oft positiv, da er immer wieder auf vorangegangene Kapitel verweist und durch diese Erwähnungen das Wissen, das er vermitteln möchte gut verknüpft, anstatt es zu isolieren, was in vielen Büchern leider allzuoft passiert.

Inhaltlich hat mich dieses Buch zwar nicht vom Hocker reißen können, da man an vielen dieser Mythen doch generell Zweifel hegt, aber die ausführlichen Erklärungen und das Hintergrundwissen, mit humorvollen Vergleichen gewürzt (Stichwort: Was für kreative Verwendungsmöglichkeiten für Ziegelsteine gibt es?) haben doch dafür Sorgen können, dass sich in meinen Oberstübchen, dessen Funktionsweise sonst eher der eines Siebes gleicht, sehr viele neue Informationen ansammeln konnten. Außerdem ist mir positiv aufgefallen, dass der Autor nicht alle Mythen generell als unwahr verschreit, sondern manchmal auch auf das enthaltene Körnchen Wahrheit verweist.

Ein weiterer Pluspunkt sind die Fußnoten, deren Erläuterung sich bei wissenschaftlichen Texten oft störend am Seitenende anhäufen, die sich in diesem Buch aber erst am Ende finden und so den Lesefluss und die Gesamtoptik einer Seite nicht stören.

Insgesamt kann ich dieses Buch besonders Personen ohne viele Kenntnisse zum Thema sehr empfehlen, möchte aber für die überflüssige Einleitung und den vor allem zu Beginn eher bühnenreifen Humor eineinhalb Sternchen abziehen.