Rezension

Ziemlich schwach

Vielleicht mag ich dich morgen - Mhairi McFarlane

Vielleicht mag ich dich morgen
von Mhairi McFarlane

Bewertet mit 2 Sternen

Anna erinnert sich nicht gerne an die Schulzeit, schließlich wurde sie dort wegen ihres Aussehens aufs Schwerste gemobbt. Auch Jahre später, nachdem sie äußerlich eine 180-Grad-Wendung gemacht hat, ist sie sich noch unsicher. Es kostet sie einiges an Überwindung, um zum Klassentreffen zu gehen, wo sie auf James trifft, in den sie damals verliebt war und der einer ihrer ärgsten Peiniger war. Doch er erkennt sie nicht, und kurze Zeit später treffen sie beruflich aufeinander. Können die beiden miteinander auskommen nach der Vergangenheit, die die beiden teilen und derer sich nur Anna bewusst ist?
Vor zwei Jahren habe ich Mhairi McFarlanes Debütroman Wir in drei Worten gelesen und überaus genossen. Ich fand die Story sehr süß, und der witzige Schreibstil hatte es mir sofort angetan. Deswegen war ich auch total gespannt auf ihren zweiten Roman, dessen Klappentext sehr vielversprechend klang!
Leider, leider, leider wurde ich gleich auf den ersten Seiten desillusioniert. Es geht los mit Annas Abschlussball, auf dem sie aufs Härteste niedergemacht wird. Trotz des traurigen und erschütternden Anfangs habe ich aber noch keinen richtigen Zugang zu Anna gefunden. Irgendwie wird die Szene relativ schnell abgefrühstückt, und Annas Gedanken bleiben mir ein wenig fern.
Diese Distanziertheit bleibt leider durchgängig bestehen. Ich hatte als Leser immer das Gefühl, nicht richtig in Anna und James, aus deren Sicht erzählt wird, drin zu stecken. Der Erzählstil war seltsam unpersönlich, und so habe ich mich nur wie ein Zuschauer gefühlt, statt wirklich mit den Figuren mitzufiebern.
Wie mag es sich anfühlen, seinen größten Peiniger nach Jahren wiederzusehen und zu lernen, dass er sich nicht mehr an einen erinnern kann? Die Ausgangssituation der Geschichte klang sehr spannend, und ich habe mich auf einige Konflikte gefreut sowie darauf, wie die beiden mit der Vergangenheit umgehen werden. Dieser Umgang war dann doch etwas platt. James und Anna reden einmal über die Vergangenheit, wobei sich James mehr als unverschämt verhält, und das war's dann. Friede Freude Eierkuchen mit kitschigem Happy-End.
Der Inhalt hat so viel versprochen und dann doch nicht allzu viel eingehalten. Der Roman blieb leider sehr oberflächlich und platt ohne Überraschungen. Das einzige, was mich noch halbwegs unterhalten und besänftigen konnte, war die gewohnt witzige Sprache. Doch wenn der Inhalt so enttäuschend ist, kann es auch die beste Sprache nicht mehr kitten. Bei McFarlanes nächstem Roman werde ich definitiv auf andere Rezensionen warten und schauen, ob sich ein Weiterverfolgen lohnt. Denn ihr Debütroman war wie gesagt super, deswegen fände ich es schade, wenn sie nicht mehr an Wir in drei Worte anknüpfen könnte.