Rezension

ZIEMLICH WIDERSPRÜCHLICH

Splitterfasernackt - Lilly Lindner

Splitterfasernackt
von Lilly Lindner

Das Buch ist eine Autobiografie in Form eines Romans. Ungeniert berichtet Lilly Lindner über die Abgründe ihres Lebens. Das Mädchen ist sechs Jahre alt, als ihr Nachbar sie anfängt mehrfach zu missbrauchen. Er droht ihr mit dem Schlimmsten, damit sie bloß niemandem davon erzählt. Um unsichtbar zu werden, fängt sie an zu hungern. Sie verletzt sich und denkt oft an Selbstmord. Von ihren Eltern wird Lilly ignoriert und auch sonst ist niemand da, dem sie vertrauen kann und der ihr aus dieser Situation raushilft. So kommt es, dass sie nach und nach ein zerstörerisches Verhalten entwickelt. Dieses Trauma lässt Lilly ihr Leben lang nicht los. Oft wünscht sie sich ein Leben, das auf einer beschwerdelosen Kindheit aufbaut oder wie sie es in dem Buch formuliert: »Ich sehne mich nach einem ungefickten Rücklick.«

Da sie ihren Körper sowieso nicht spürte, fing sie an in einem Edel-Bordell zu arbeiten. Vor dieser Entscheidung hatte ich Mitgefühl mit ihr, doch dann konnte ich ihre Handlungsstrengen nicht mehr nachvollziehen. Warum fängt man nach einer Vergewaltigung ohne fremdes Zutun an seinen Körper zu verkaufen? Nach diesem Ereignis suhlte Lilly Lindner sich nur noch in ihrem Mitleid. Bis zum Ende des Buches schrieb sie poetisch über ihr Dasein als leidende Edelprostituierte. Um möglichst viel Mitgefühl bei dem Leser zu erzeugen, schmückte sie ihre Geschichte mit undendlich vielen Metaphern, die teilweise unpassend waren.

Bezeichnet mich von mir aus als einen Unmeschne, aber es fiel mir schwer für diese Dame Mitgefühl zu empfinden. Zumal viele Ereignisse dermaßen überspitzt wurden, sodass sie unglaubwürdig wirkten.

 

ÜBER DIE AUTORIN

Lilly Lindner wurde 1985 in Berlin geboren. Bereits mit fünfzehn begann sie autobiographische Texte und Romane zu schreiben. Viel Zeit verbringt sie heute mit der Arbeit mit Kindern.