Rezension

Zombies rule the world... or not?

Deadline - Mira Grant

Deadline
von Mira Grant

Bewertet mit 3.5 Sternen

Achtung! SPOILER für alle, die „Feed“ noch nicht gelesen haben!

Shaun Mason ist ein gebrochener Mann. Noch kein Jahr ist es her, dass er seiner Schwester Georgia eine Kugel ins Genick schießen musste, nachdem sie durch einen Anschlag mit dem aktiven Zombie-Virus infiziert wurde. Seitdem versucht Shaun, die Nachrichtenorganisation weiterzuführen, die Georgia aufgebaut hat. Seine Mitarbeiter sind inzwischen daran gewöhnt, dass er ständig mit seiner toten Schwester spricht. Doch eines Tages steht plötzlich eine Ärztin der Seuchenschutzkontrolle auf Shauns Türschwelle, die wenige Stunden zuvor für tot erklärt wurde. Sie besitzt ungeheuerliche Informationen über das Virus, die beweisen, dass die Verschwörung, die Georgia das Leben kostete, noch immer im vollen Gange ist.
Shaun ist fest entschlossen, die Mörder seiner Schwester zur Rechenschaft zu ziehen und die Wahrheit endgültig ans Licht zu bringen. Er und seine Leute wissen, dass sie sich dabei auf gefährliches Terrain begeben. Doch erst als die Drahtzieher der Verschwörung gezielt einen Ausbruch des Virus auslösen und Shauns gesamtes Wohnviertel auslöschen, wird ihm klar, dass er es mit Menschen zu tun hat, die jegliche Skrupel lange hinter sich gelassen haben…

 
„Vielleicht erholen wir uns doch noch von den Ereignissen des letzten Jahres. Vielleicht können wir unser altes Leben wiederaufnehmen. Vielleicht kommen wir drüber hinweg…“

Kritik

Bereits der erste Satz von Mira Grants „Deadline“ brachte mich zum schmunzeln, denn es ist beinahe genau der gleiche Anfangssatz, den sie im ersten Buch „Feed“ benutzte. „Deadline“ knüpft nahtlos an die Geschehnisse aus „Feed“ an, allerdings ist einige Zeit nach Georgias Tod vergangen.
Das Buch wurde aus Shauns Sicht geschrieben, woran ich mich erstmal gewöhnen musste, weil die Geschehnisse aus seiner Sicht um einiges verbitterter, ironischer und unverblümter erzählt werden, als sie es noch in „Feed“ aus Georgias Sicht wurden. Dass Shaun nun die Geschichte erzählt, ist auf der einen Seite sehr spannend und abwechslungsreich, aber auf der anderen Seite unglaublich traurig, denn es zeigt, dass Georgia nicht mehr da ist und ich hatte sie so sehr ins Herz geschlossen. Gleichzeitig erleben wir Shauns Verzweiflung und Trauer über den Verlust seiner geliebten Schwester mit, was das eine oder andere Mal ziemlich herzzerreißend ist.
 
Trotz der Aufdeckung der Verschwörung in „Feed“ hat sich die Welt in der Shaun Mason lebt, kaum verändert und sein Alltag besteht vor allem darin, zu versuchen ohne Georgia weiter zu leben. Seine Teammitglieder Becks, Alaric, Dave, Mahir und Maggie stehen ihm dabei zur Seite.
Ihre einigermaßen ruhigen Tage, an denen sie ihre Nachrichtenseite auf den neuesten Stand bringen, verändern sich schlagartig als plötzlich Dr. Kelly Connolly in ihre Wohnung platzt, die vor einigen Tagen noch für tot erklärt wurde. Sie hat nicht nur heiße Informationen über das Zombie-Virus dabei, sondern auch ein ganzes Himmelfahrtskommando auf den Fersen, dass kurz darauf das ganze Wohnviertel bombardiert.
 

„Vor dem Erwachen waren Zombies pure Fantasie gewesen, Geschöpfe aus schlechten Horrorfilmen, und nicht etwas das einem auf der Straße begegnen konnte. Mit dem Erwachen änderte sich das. Die Welt war eine andere geworden.“

 
Gerade noch rechtzeitig schaffen sie es zu fliehen – allerdings nicht ohne Verluste - und finden Zuflucht bei ihrer Fiktiven Maggie. Dort erfahren sie von Kelly, dass sie mit einem Team von Wissenschaftlern, von denen sie die einzige Überlebende ist, verschiedene Untersuchungen an den Reservoirkrankenheiten vorgenommen hat.  Solche Reservoirkrankenheiten, wie auch Georgia eine hatte, führen zu einer Virenvermehrungen in einem Teil des Körpers, die allerdings nicht dazu führt, dass sich der Mensch in einen Zombie verwandelt. Die Forschungsergebnisse sind unglaublich, gleichermaßen fantastisch wie verstörend und geben die Sicht frei auf eine weit größere Verschwörung, als Shaun sie sich hätte ausmalen können.

Was nun folgt ist eine unerbittliche Suche nach der Wahrheit und der Versuch Shauns seine Schwester zu rächen. Wie auch in „Feed“ führt diese Suche Shaun und seine Freunde durch das halbe Land und Stück für Stück gelingt es ihnen die Verschwörung zu begreifen. Denn diese hat ein viel riesigeres Ausmaß als man noch in „Feed“ vermutete, und das Virus befindet sich in ihrem Zentrum. Gerade als es Shaun gelingt einen der Drahtzieher zur Strecke zu bringen und die Verschwörung aufgedeckt werden kann, geschieht das Unfassbare, dass ein ganzes Land in den Abgrund ziehen könnte…
 
Das Ende des Buches ist ein ziemlich krasser Cliffhanger und in gleich zwei Beziehungen eine große Überraschung. Wer nach diesem Ende, nicht das dritte Buch sehnlichst erwartet, dem ist nicht zu helfen!

„Wir sind richtige Glückskinder, mal abgesehen von den verdammten Zombies, und selbst die müsste man nicht zu so einem Riesenproblem machen. Man könnte sie auch einfach als Unannehmlichkeit behandeln. Stattdessen lassen wir zu, dass sie unser ganzes Leben bestimmten.“

 Wie immer erzählt Mira Grant ihre Geschichte mit viel Witz und Ironie, aber mit ebenso viel Ernsthaftigkeit und Spannung. Mit einem rasanten Tempo beginnt die Handlung und einer Enthüllung folgt der nächsten.
Wie immer heißt es, wer hier einen typischen Survival-Zombie-Roman erwartet, wird enttäuscht. „Deadline“ ist viel mehr als das. Die Zombies leben bereits seit zwanzig Jahren auf der Erde und sind so alltäglich wie die ständigen Bluttests und Desinfektionsduschen. Gerade, dass die Autorin es schafft, das Leben unter Zombies so rational und alltäglich und doch mit einer kleinen Prise Unbehagen und Angst darzustellen, macht „Deadline“ zu einem tollen Lesevergnügen.
 
Nichtsdestotrotz hätte ich mir mehr Zombiebegegnungen gewünscht, „Feed“ war daher etwas actionreicher. Einen kleinen Abzug von mir gibt es außerdem für die zum Teil fehlenden Ausführungen. Das eine oder anderen Mal saß ich relativ ratlos vor dem Buch und konnte den Figuren nicht so ganz folgen, wenn die gerade wie selbstverständlich begriffen was vor sich ging, dies aber nur mit stummen Blicken einander versicherten. Ich bin da zuweilen etwas auf der Strecke geblieben.
 
„Deadline“ ist mit seinem journalistischen wie wissenschaftlichen Touch daher kein Buch für zwischendurch. Wer „Feed“ und „Deadline“ lesen möchte, sollte sich etwas Zeit nehmen, aufmerksam lesen und Konzentration mitbringen, ansonsten verliert man schneller als man denkt den Anschluss.
 
Alle, die „Feed“ mochten, werden sich auch mit „Deadline“ gut unterhalten fühlen. Dennoch finde ich, dass das zweite Buch nicht vollständig an den Erfolg des ersten anknüpfen kann. Jedoch werde ich mich natürlich trotzdem den für Januar 2013 geplanten dritten Band holen.
 

„Wenn ich einen beliebigen Wunsch frei hätte, egal wie groß, egal wie klein, dann würde ich mir George zurückwünschen. Ohne sie wäre nichts, was ich mir sonst wünschen könnte, einen Scheißdreck wert.“
 

Zuerst im August 2012 bei fantasy-fans.eu veröffentlicht (http://www.fantasy-fans.eu/buecher/deadline-2-toedliche-wahrheit/b1891/r...)