Rezension

Zombies, wie ich sie mag

Zombies - Sie werden dich fressen - Thomas Backus

Zombies - Sie werden dich fressen
von Thomas Backus

Bewertet mit 5 Sternen

Aus dem Klappentext:

DAS IST KEINE URBANE FANTASIE DAS IST REINER HORROR … da ist ein Priester, der seinen Glauben verloren hat, doch dann erweckt Gott die Toten zum Leben, so wie er es versprochen hat. … da ist eine Frau, die ihren toten Vater pflegt, bis ihr Ehemann diesen in eines dieser schrecklichen Totenheime stecken will. … da ist ein Mann, der artig auf dem Einwohnermeldeamt erscheint, wo ein störrischer Beamter Beweise dafür verlangt, dass er noch lebt. … da ist eine Mutter, die endlich ein sicheres Versteck gefunden hat, aber ihre Tochter schreit vor Hunger. Jedes dieser Schicksale an sich ist bereits erschütternd, doch bei genauerem Hinsehen kann man ein schreckliches Muster hinter dem Wahnsinn erkennen, ähnlich einem verwirrenden Puzzle, das Körperteil für Körperteil zu einem blutigen Leichenberg zusammenfügt. Zu diesem Zweck verbindet dieses Buch die kreative Kraft von Kurzgeschichten mit der Spannung eines ausgereiften Romans.

Thomas Backus hat mit “Zombies – Sie werden Dich fressen” eine Sammlung von Kurzgeschichten auf die Beine gestellt, nach der sich die Splatterer unter uns die Finger lecken können.
Normalerweise fasse ich zu Beginn einer Buchbesprechung gerne noch einmal mit eigenen Worten den Inhalt zusammen und versuche so, dem Klappentext ergänzend entgegen zu kommen. In diesem Fall haben der Klappentext und die Kurzbeschreibung auf Amazon aber schon ganze Arbeit geleistet.
Wer sich das gründlich durchliest, wird wissen, was ihn auf den über 400 Seiten erwartet.

Ich habe mich bewusst für die “Unrated” Version in gebundener Ausführung entschieden, die preislich zwar etwas höher angesiedelt ist als die zensierte Paperpack-Ausgabe, dafür aber sehr hochwertig und stabil verarbeitet wurde. Abgesehen davon möchte ich als Hardcorefan der Extremklasse auf eine Zensur des Verlages gerne lächelnd verzichten.
Meine Entscheidung hat sich in jeder Hinsicht als richtig erwiesen. Thomas Backus gibt dem Hardcorefan, was er will. Ohne viel drumherum zu schwafeln, knallt er mir die blutigen Tatsachen um die Ohren. Für mich ist es immer wieder ein angenehmes Lesevergnügen, wenn sich ein Autor mit kurzen und knalligen Sätzen durchsetzt, anstatt mich mit nichtssagenden Schachtelsätzen zu Tode zu langweilen. In dieser Kurzgeschichtensammlung stimmt das Verhältnis von Schreibstil und Handlung. Hier geschehen die Dinge plötzlich und ohne Schonfrist, so dass man es beim Lesen einfach “laufen lassen” kann.

Die große Menge der Kurzgeschichten könnte im Vorfeld den Verdacht aufkommen lassen, dass sich nach zwei bis drei Stories nicht mehr viel Neues anbietet. Dem ist aber ganz und gar nicht so. Jede einzelne Geschichte ist einzigartig und bietet dem Leser ein neues Thema. Ja, es geht tatsächlich immer um Zombies, aber ich hatte wirklich keine Ahnung wie viele verschiedene Begleitstories sich ein einziges Schreiberhirn dazu ausdenken kann. Der Autor hat bei seinen Zombies einige “Besonderheiten” eingebaut, die das Ganze gleich noch interessanter machen. Diese Zombies hier können noch ein bisschen sprechen, was mir ab und zu einen kleinen Grinser entlockt hat. Außerdem kann man sie nicht mal eben via Kopfschuss zurück ins Grab befördern. Da müssen sich die Charaktere mitunter schon etwas einfallen lassen. Ich bin wirklich begeistert angesichts dieser Ideenvielfalt.
Dieses wirklich gelungene Angebot wird durch eine kurze Gastgeschichte ein wenig gestört, die mir leider als einzige Story nicht ganz so gut gefallen hat. Sorry, lieber Gastschreiber, das war irgendwie nicht mein Fall. Wahrscheinlich heißt es nicht umsonst: Viele Köche verderben den Brei.

Man könnte die einzelnen Kurzgeschichten prinzipiell in beliebiger Reihenfolge lesen, jedoch ist mir aufgefallen, dass mir vereinzelt Personen und Elemente in späteren Geschichten erneut begegnet sind. Deswegen würde ich empfehlen, das Buch in der vorgegebenen Reihenfolge zu verschlingen.

Thomas Backus hat in dieser Sammlung nicht nur die Fetzen fliegen lassen, sondern auch einige gezielte Pfeile auf die Gesellschaft abgeschossen. So bekommen hier einige Abteilungen ihr Fett weg. Vom Amtszombie bis zum Zombiepflegeheim – jeder darf sich hier mal angesprochen fühlen. Viele Zombieromane enthalten gesellschaftskritische Aspekte. Meistens leidet jedoch die Action ein wenig unter seitenlangen, philosophisch angehauchten Kritikmanövern. Backus hat seine Seitenhiebe schnörkellos und zielsicher in die Handlung eingebaut. Man muss sie nicht mehr herausanalysieren – sie stehen einfach da – kompromisslos.

Da ich die zensierte Paperback Version nicht kenne, kann ich dazu auch nichts sagen. In meiner Version wurde jedenfalls gefressen, gehackt, geköpft, geschlungen, gemetzelt und geschnetzelt. Abgesehen davon gab es auch Sex und reichlich vulgären Sprachgebrauch. Was will mein Horrorherz noch?

Zuletzt würde mich noch interessieren, ob die ängstliche Fraktion, die mit dem zensierten Paperpack, genau so viel Spaß hatte wie ich. Ich wage, das zu bezweifeln.
Zumindest bin ich sicher, dass ich jetzt schon ein echtes Sammlerstück besitze, denn dieses Buch ist nicht in riesiger Auflage erschienen. 

Fazit:
“Zombies – Sie werden Dich fressen” ist eine abgefahrene Sammlung von Zombie-Stories, die mich mit herrlich kranken und vielseitigen Ideen einige Abende lang um den Schlaf gebracht hat. Nichts für empfindliche Leutchen, aber eine todsichere Kaufempfehlung für blutrünstige Zombiefans.