Rezension

(Zu) anspruchsvoll

Cat & Cole: Ein grausames Spiel - Emily Suvada

Cat & Cole: Ein grausames Spiel
von Emily Suvada

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe Emily Suadas Auftakt zu „Cat & Cole“ wirklich extrem gefeiert, da diese hochintelligente Lektüre mich von vorne bis hinten in ihren Bann ziehen konnte. Zudem war eine sehr komplexe Weltkonstruktion, bei der man stets sehr aufmerksam sein musste und anspruchsvolles Lesen so spannend zu verpacken, ist für mich wirklich eine Kunst. Meine Vorfreude auf den zweiten Band war dementsprechend riesig, aber hält dieser auch das Niveau?

Die Handlung knüpft nahtlos an das Geschehen des ersten Bandes an, was definitiv passend ist, wenn man den ersten Band erst kurz zuvor gelesen hat. Da es bei mir nun aber fast ein ganzes Jahr her war, habe ich natürlich etwas länger gebraucht, um mich wieder einzufinden. Man muss aber auch sagen, dass es keine übertriebenen Nacherzählungen gibt, aber immer mal wieder werden Erinnerungen an das vorangegangene Geschehen geschickt eingebunden, so dass man sich letztlich doch wieder gut einfinden kann. Wer sich aber im ersten Band schon etwas überfordert gefühlt hat, dem würde ich empfehlen, den ersten Band noch einmal zu lesen.

Ich habe den ersten Band in einer Leserunde gelesen, in der die Meinungen über die dargestellte Welt weit auseinandergingen. Viele waren überfordert durch die biochemischen Prozesse, die verbunden mit einer ausgefeilten Technologie präsentiert wurden. Auch ich war an einer Grenze meines Verständnisses angekommen, aber das wurde eben durch die packende Handlung ausgeglichen. Mir war aber klar, dass es nicht noch komplizierter werden durfte, aber genau das ist im zweiten Band der Fall. In einige Dinge hatte ich mich wirklich gut eindenken können, aber nun kommen wieder zahlreiche neue Wendungen, neue Möglichkeiten, die sich damit für Cats Fähigkeiten und für die Menschheit auftun und das war mir ehrlich gesagt zu viel. Zum Glück bleibt die Erzählung so spannend und wendungsreich wie eh und je, aber dennoch habe ich mich manches Mal bei dem Gedanken erwischt, dass ich die Buchdeckel zuklappen wollte, um einfach mal durchzuatmen. Ich werde die Reihe natürlich mit dem dritten Band in jedem Fall durchziehen, aber mir ist bewusst, dass ich auch da wieder an Verständnisgrenzen stoßen werde.

Die Handlung wird auch dadurch gut vorangetrieben, da neue Figuren eingeführt werden. Es gibt somit Neues zu entdecken, neue Vermutungen anzustellen und man rätselt natürlich, wer ist davon gut, wer ist davon schlecht? Denn eines kann man über Suadas Welt in jedem Fall lernen, hier gibt es keine eindimensionalen Figuren. Das sieht man sogar eindrucksvoll an der Protagonistin selbst, die mehr und mehr anderer Wesenszüge an sich feststellt und damit auch gegen sich selbst steht. Wenn Autoren ihre Charaktere so vielschichtig ausfeilen können, das verdient immer Bewunderung. Durch die vielen neuen Elemente kommen dafür aber andere Dinge zu kurz. Dafür, dass die Reihe den Übertitel „Cat & Cole“ trägt, fällt sehr deutlich auf, dass Cole diesmal eine untergeordnete Rolle spielt. Er wirkt eher wie eine Nebenfigur, die auch keine neuen Seiten entwickelt. Das ist definitiv schade, weil er mir eigentlich vom Wesen mehr zugesagt hat als Cat.

Es ist definitiv verblüffend, wie viele neue Ideen sich Suada für diesen zweiten Band überlegt hat. Nicht nur von der Technologie und den Figuren her, sondern auch beim Fortgang der Handlung, da vieles aufgedeckt wird, aber es werden auch gänzlich neue Fragen aufgestellt, die dann wiederum die Inhalte für den dritten Band befeuern. Erneut kann ich nur festhalten, dass sich das Lesen wie ein Sog anfühlt, da man eben immer wissen will, wie es weitergeht und oftmals hat man den Mund offenstehen. Daher ist es doppelt schade, dass sich manches Mal bei mir das Gefühl der Überforderung durchgesetzt hat.

Fazit: Suada lässt qualitativ in keiner Weise nach und bietet erneut ein wahres Lesespektakel. Für mich persönlich hat sie in der Komplexität noch zugelegt, so dass ich manches Mal überfordert war. Das ist aber nur ein subjektiver Eindruck, ansonsten bleibt der Eindruck einer Lektüre, die ihresgleichen sucht.