Rezension

Zu aufgeblasen

Todeswunsch - Michael Robotham

Todeswunsch
von Michael Robotham

Bewertet mit 3 Sternen

Nach dem großartigen Thriller Erlöse Mich war Todeswunsch mein zweites Buch von Michael Robotham. Wieder ist der an Prakinson erkrankte Psychologe Joe O'Loughlin mit von der Partie. Diesmal sogar noch intensiver: Die beste Freundin seiner Tochter wird des Mordes verdächtigt. Sie soll Ihren Vater erstochen haben, kann oder will sich aber an nichts erinnern. Der Ex-Cop wird von Kollegen hoch geschätzt, seine drei Kinder scheinen allerdings nicht allzu traurig über seinen Tod zu sein. Zusätzlich zum Mordvorwurf kommt noch der Verdacht auf, dass die minderjährige Sienna eine sexuelle Beziehung mit dem gutaussehenden und allseits beliebten Theaterlehrer Gordon Ellis pflegt.

So weit so spannend. Leider schweift die Geschichte dann sehr vom eigentlichen Mord ab. Mit seinen psychologischen Fähigkeiten scheint O'Loughlin der Lösung nicht viel näher zu kommen. Sienna sträubt sich gegen die Erinnerung an diesen Abend. Dafür wird O'Loughlin plötzlich bedroht. Ein Gerichtsverfahren, die Rechte Szene, Betrugsvorwürfe und ein mysteriöser Ire rücken in den Fokus der Erzählung. Und auch die Familiären Probleme des Psychologen nehmen viel Raum ein. So bekommen das Mordopfer und seine verdächtige Tochter insgesamt viel zu wenig Aufmerksamkeit. Was innerhalb der Familie geschehen ist bleibt leider nur eine kurze Nebenhandlung.

Als Figur hat mir der Lehrer Gordon Ellis am besten gefallen. Er ist ein Charakter den man sich sehr gut bildlich vorstellen kann. Ist der charmante Typ unschuldig oder ein zutiefst manipulativer Kinderschänder? Beides scheint gleichermaßen möglich. Auch hier wäre es interessant gewesen mehr über ihn, sein Leben und seine Gedankenwelt zu erfahren.

Insgesamt hat Robotham zu viele Baustellen aufgemacht. Gerade die Gerichtsverhandlung mit allem drum und dran und das allzu dramatischem Finale hätte ich nicht gebraucht. Zu viel Drama. Zu viel Verschwörung. Zu viel Spekulation. Und das obwohl die Story mit dem Mord am Vater und den Missbrauchsvorwürfen gegen den Lehrer vollauf gereicht hätte für einen spannenden und interessanten Thriller! Hätte Robotham zwei Bücher daraus gemacht, wäre ich zufriedener gewesen. So hat die Story zwar auch etwas für sich und liest sich gewohnt flüssig und schnell, war mir persönlich aber zu aufgeblasen.