Rezension

Zu Beginn ein wenig langatmig, danach fesselnd

Der Medicus - Noah Gordon

Der Medicus
von Noah Gordon

Bewertet mit 4 Sternen

"Der Medicus" ist ein historischer Roman, der den Werdegang von Rob Jeremy Cole vom Waisenjungen zum Mediziner beschreibt. Die Geschichte beginnt ein wenig langatmig, konnte mich aber nach etwa 100 Seiten fesseln; der Autor schildert die verschiedenen Stationen im Leben des Protagonisten detailliert und insgesamt lebendig, sodass man als Leser voll und ganz in die verschiedenen Kulturen eintaucht. Gerade Robs Zeit in Persien fand ich interessant und ich mochte, dass man nebenbei viel über die historischen Zusammenhänge, das alltägliche Leben in allen Einzelheiten, die Konfliktsituationen und natürlich das medizinische Wissen erfahren hat. Gerade der große Fokus auf letzterem hat mir gut gefallen, zum einen, weil vieles davon für mich neu und der Vergleich zum heutigen Wissensstand spannend war, zum anderen, weil es logisch war, dass ein Mann, der Medicus werden möchte, sich darauf konzentriert. Doch auch andere damalige Sichtweisen wurden überzeugend geschildert und ich mochte vor allem, dass verschiedene religiöse Praktiken vertreten waren.

Rob war mir die meiste Zeit sympathisch und ich habe mit ihm gehofft, dass es ihm gelingen würde, seinen Traum zu erreichen, selbst wenn ich nicht immer gut fand, zu welchen Mitteln er gegriffen hat, um voranzukommen. Er macht Fehler und hat Schwächen, doch er ist dadurch ein realistischer Charakter, in den man sich hineinversetzen kann und den man gerne begleitet. Seine Entwicklung war gut dargestellt und am Ende ist es interessant zu sehen, wie er sich verändert und wie seine Erfahrungen ihn geprägt haben. Die Nebenfiguren waren ebenfalls gut ausgearbeitet und teilweise hätte ich wirklich gerne mehr über sie und ihr Leben erfahren.