Rezension

Zu Fuß durchs Elsass

Mit Geist & Füßen -

Mit Geist & Füßen
von Felicitas Wehnert

Bewertet mit 3.5 Sternen

 Viele Jahre galt Wandern als ein wenig angestaubt, jedenfalls so lange  man nicht zu einem hippen Trecking-Ziel unterwegs war. Corona hat das verändert. In Zeiten von Lockdown, Kontaktverboten, Abstandsregeln und geschlossenen Fitness-Studios gewann Bewegung in der eigenen Region plötzlich an Bedeutung. Die Zahl der regionalen Wanderführer hat sich innerhalb von Monaten gefühlt verdoppelt. Auch ich habe so Ziele im Nahbereich erstmals entdeckt und, ja, erwandert und festgestellt, wie entschleunigend das sein kann.

Nachdem nun wieder mehr Mobilität möglich ist, habe ich mich sehr gefreut, Felicitas Wehnerst Buch "Mit Geist und Füßen im Elsaß" kennenzulernen.  In dem mit zahlreichen ansprechenden Fotografien und gut lesbaren Routen versehenen Buch - der Einband wirkt praktischerweise ausreichend solide um auch an einem Regentag  eine Weile durchhalten zu können -  sind 17 Wanderungen aufgeführt. 

Angesichts des Titels hatte ich zunächst gedacht, dass die Beschreibungen der Wege im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz ein wenig esoterisch angehaucht sein könnten, das ist allerdings nicht der Fall. Das "Geist" im Titel bezieht sich eher auf das Kulturprogramm, das mit dem Wandern verknüpft werden kann, Abstecher zu Museen, Burgen und anderen Sehenswürdigkeiten, die ebenfalls erklärt werden. Die Wanderungen sind daher auch nicht auf Extremmärsche angelegt, sondern auch leicht zu bewältigende Strecken von ca acht  bis zwölf Kilometern. Also alles eher kurz und daher leicht mit Besichtigungen ausbaubar. Außerdem - der Elsass steht schließlich für Gaumenfreuden. Auch Wanderer wollen sicher die Zeit für lokale Spezialitäten und Schmankerl haben.

Die Wegerklärungen sind ausführlich und nachvollziehbar und angereichert mit historischem Hintergrund in der geschichtsträchtigen Region. Ich bin noch keine der Strecken gelaufen, da die Region nicht vor meiner Haustür liegt, will das aber bei nächster Gelegenheit gerne nachholen. Einen Wermutstropfen gibt es dabei allerdings für alle, die wie ich kein Auto haben: Die ganz überwiegende Zahl der Wanderungen enthält nur Anfahrtswege/Startpunkte für Autofahrer, nach ÖPNV-Angebote sucht man, abgesehen von zwei Wanderungen, vergeblich.  Nun mag es ja sein, dass gerade in der Grenzregion der ÖPNV-Ausbau zu wünschen übrig lässt. Dennoch würde ich erwarten, dass bei einer umweltfreundlichen Art der Freizeitgestaltung auch mehr Nachhaltigkeit in Sachen Verkehr und Mobilität berücksichtigt wird.