Rezension

Zu groß gedacht, die Spannung fehlt

Die Frequenz des Todes - Vincent Kliesch

Die Frequenz des Todes
von Vincent Kliesch

Bewertet mit 3 Sternen

„Die Frequenz des Todes“ ist nach „Auris“ der zweite Band der gleichnamigen Reihe von Vincent Kliesch nach einer Idee von Sebastian Fitzek. Wissen aus Teil eins ist meiner Ansicht nach zwingend erforderlich. Es wird zwar ein unabhängiger Fall behandelt, aber die Erlebnisse aus Band eins spielen eine sehr große Rolle für die Motivation und Situation der Charaktere.

 

Bei der Berliner Feuerwehr geht ein Notruf ein. Das Baby der Anruferin ist verschwunden und überall ist Blut. Bevor ihr Name oder ihr Aufenthaltsort ermittelt werden kann, bricht der Anruf allerdings ab. Der forensische Phonetiker Matthias Hegel wird hinzugezogen, doch er braucht die Hilfe von der True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge. Ihr Interesse, mit ihm zusammenarbeiten, ist nach den letzten gemeinsamen Erlebnissen allerdings sehr gering.

 

Das Buch ist in viele, kurze Kapitel von durchschnittlich fünf bis sechs Seiten unterteilt, was das Vorankommen erleichtert, da man immer denkt „Ach, ein Kapitel geht noch!“. Die Perspektiven wechseln zwischen mehreren Charakteren, was die Identifikation mit einzelnen Personen erschwert, aber die Handlung gerade in der zweiten Hälfte gut voranbringt.

 

Die erste Hälfte ist leider sehr zäh. Es gibt wenig konkrete Fortschritte in der Ermittlung und das persönliche Tauziehen zwischen Hegel und Jula steht im Mittelpunkt. Der Phonetik-Aspekt ist interessant und einzigartig und hat mich bereits vor dem ersten Teil in seinen Bann gezogen. Negativ aufgefallen ist mir aber ein Kapitel in dem sehr ausführlich auf die fachlichen Aspekte der Phonetik eingegangen wird. Das mag grundsätzlich interessant sein, hat mich in seiner Ausführlichkeit und Wortwahl aber ermüdet.

Richtige Spannung kommt erst im Finale auf und das reicht einfach nicht für einen guten Psychothriller. Die Auflösung der Basis-Geschichte ist früh vorhersehbar. Dennoch ziehe ich hierfür nicht allzu viele Punkte ab, denn es ist trotzdem ein wohl überlegter Ausgang und kein künstliches Rumreißen der Ergebnisse wir in Band eins.

 

Das ganz große Problem liegt für mich darin, dass der Fall nur das Fundament für eine größere Rahmenhandlung bieten soll. Eine grundsätzlich gute Idee wird so zurechtgebogen, sodass eine noch bösere, erstaunlichere Geschichte darübergelegt werden kann, um diese vermutlich in kommenden Bänden weiter zu verfolgen. Auf künstliche Art und Weise werden vergangene Fälle und Personen, sowie neue Nebencharaktere dazu gedichtet, ohne dass die Leser*innen eine Beziehung dazu knüpfen könnten. Die Fakten werden hingeworfen, sind zu akzeptieren und gut zu merken, denn sonst macht das fragile Konstrukt schnell keinen Sinn mehr.

 

Zusammenfassend komme ich zu 3 von 5 Sternen. Vincent Kliesch hätte besser daran getan, sich voll auf die Geschichte des Klappentexts zu fokussieren und diese spannend auszuarbeiten. Dass er das kann, zeigt „Auris“. Unter dem Zwang eines „Großen Falls“ leidet sie Spannung einer ursprünglich tollen Idee. Ich bin mir nicht sicher, ob ich weitere Bände der Reihe lesen werde.