Rezension

Zu großer Hype

Die Tanzenden - Victoria Mas

Die Tanzenden
von Victoria Mas

Bewertet mit 3 Sternen

Ganz Paris wartet sehnsüchtig auf Louise und Eugenie, die im berühmtesten Krankenhaus der Stadt in der Ballnacht glänzen sollen. Ob die Hysterikerinnen nicht gefährlich seien, raunt sich die versammelte Hautevolee zu und bewundert ihre Schönheit gerade dann, wenn sie die Kontrolle verlieren. Doch für die beiden steht alles auf dem Spiel. Sie wollen aus ihrer Rolle ausbrechen, und den Tätigkeiten nachgehen, die Männer tuen – lesen, träumen, lieben. Die Autorin erzählt vom Aufbruch derer, die sich nicht zufriedengeben, von berührender Solidarität und unbeirrbarem Mut.

Bei den Tanzenden handelt es sich nicht um eine Protagonistin, sondern um drei Hauptcharaktere, die alle nach der Freiheit streben. Eugenie, eine eingewiesene Frau in die Salpêtrière durch den eigenen Vater, da sie sich weigert Mutter und Ehefrau sein sowie Tote hören und sehen kann. Genevieve, die Krankenschwester, eine harte Aufpasserin, ohne Gnade und Feingefühl. Durch den Einfluss von Eugenie, erkennt sie, dass die männlichen „Götter in Weiß“ nicht immer die Engel sind. Zu Letzt Louise, mit einer grauenhaften Vergangenheit, die sich dennoch wünscht Mutter und Ehefrau zu werden. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben plagt die drei Frauen. Alle Frauen landen auf den Ball, auf welchem die verschiedensten Menschen aufeinandertreffen. Erlangen die Frauen eine Wendung in ihrem Leben?

Die Autorin schildert einen sensiblen Blick in die Welt der Hauptcharaktere, wodurch die Geschichte an Ernsthaftigkeit erhält. Die Esoterik findet auch ihren Platz. Zu den Charakteren konnte ich nur eine Distanz aufbauen, und die Stimmung war in diesem Buch durchgehend düster. Man kann einfach ab der ersten Seite erkennen, dass die Zukunft der Frauen aussichtlos ist. Durch eine ausführliche Recherche der Autorin zu den damaligen Geschehnissen erhält der Roman auch die gewisse Authentizität. Der Anfang hat sich zu sehr in die Länge gezogen und das Ende entwickelte sich zu abrupt.

Der Roman liefert gut strukturelle Einblicke ins 19. Jahrhundert, die für manche Leser erschreckend sein können. Auch wenn das Buch die schreckliche Realität der Frauen der Vergangenheit darstellt und den Unterdrückten eine Stimme gibt, verfehlt das Buch teilweise das Thema. Außerdem suggeriert das Cover und Klappentext etwas Anderes, als das was wir aus der Handlung mitnehmen.