Rezension

zu Herzen gehender Roman

Marigolds Töchter -

Marigolds Töchter
von Julia Woolf

Bewertet mit 5 Sternen

Marigold kann man als Tausendsassa, der mitten im Leben steht, bezeichnen. Sie betreibt einen kleinen Laden mit integrierter Poststelle, sie arbeitet in diversen Vereinen im Ort aktiv mit und kümmert sich auch hingebungsvoll um ihre Familie. Die ist alles andere als pflegeleicht. Da gibt es die beiden erwachsenen Töchter Daisy und Suze, die beide jetzt wieder zu Hause wohnen. Während Daisy nach 6 Jahren in Italien versucht, jetzt wieder in ihrer Heimat Fuß zu fassen, lässt Suze sich von ihrer Mutter bedienen und finanziell aushalten. Als wäre das noch nicht genug, ist nun auch noch Marigolds Mutter Nan mit eingezogen. Eine Frau, die alles negativ sieht und keinesfalls als pflegeleicht bezeichnet werden kann. Marigolds Aufgaben werden also nicht weniger, sondern mehr und dabei passiert es ihr auch immer öfter, dass Marigold etwas vergisst. Anfangs versucht sie ihre Vergesslichkeit mit einem Lächeln und diversen Ausreden zu überspielen. Später versucht sie sich alles Wichtige zu notieren. Aber die Ausfälle häufen sich und damit verbunden befällt sie massive Angst….

Die Autorin beschreibt die Ängste Marigolds, wie auch die anfängliche Ignoranz gegenüber der Krankheit so eindrucksvoll wie nachvollziehbar, dass man beim Lesen sehr nachdenklich wird und mit ihr leidet. Ihre Scham, ihre Versuche ihr Defizit zu überspielen, ihre ständige sich steigernde Angst etwas Wichtiges zu vergessen, der Druck, der sich dabei in ihr aufgebaut hat, all das berührte mich beim Lesen ganz stark. Da ich dieses Schicksal bei meiner Mutter auch miterleben musste, hat es mich um so mehr aufgewühlt.

Aber auch wie die einzelnen Familienmitglieder mit ihrer Krankheit umgehen, ist sehr anschaulich beschrieben.  Ehemann Dennis spürt zwar ihre Veränderung, lässt sich aber nichts anmerken, will den Tatsachen nicht ins Auge sehen. Schrecklich fand ich Suzes Reaktion. Als Nesthäschen wurde sie von Marigold immer verhätschelt, verwöhnt und hat nun, ichbezogen wie sie nun mal ist, anfangs nur Vorwürfe für Marigold übrig, was diese nur noch mehr unter Druck setzt.

Neben all dem Traurigen gibt es aber auch aufmunternde, von trockenem Humor gezeichnete Abschnitte. Wenn da beispielsweise die ständig griesgrämige Nan auf ihre Enkeltochter Suze trifft und sie einen Schlagabtausch starten. Das fand ich zur Auflockerung super.

Mich hat der Schreibstil der Autorin stark an Jojo Moyes erinnert. Das Buch hat mir außerordentlich gut gefallen und darum gibt’s von mir auch 5 Lese-Sterne.