Rezension

Zu hochtrabend für meinen Geschmack

Der Geist von Cavinello d'Alba - Caroline Sesta

Der Geist von Cavinello d'Alba
von Caroline Sesta

Bewertet mit 2 Sternen

Cornelia als Protagonistin finde ich leider ganz und gar furchtbar. Sie ist schon, bevor ihre Abstammung überhaupt bekannt ist, sehr, sehr hochnäsig. Danach wird es leider auch nicht besser. Beispielsweise erklärt sie ihrem Freund (dem „mittelmäßigen Automechaniker“, von dem SIE sich auslachen lassen muss) den Sachverhalt mit den Worten „Vor dir sitzt Gräfin Donatella von Cavinello zu Alba. Nachfahrin eines 800 Jahre alten piemontesischen Adelsgeschlechts“. Puh. Zugegeben, ihr Freund ist ein wahrer Kotzbrocken, der offenbar nur das Hirn zwischen seinen Beinen besitzt. Warum sie dann allerdings 3 Jahre mit ihm zusammen ist und sogar über den Antrag nachdenkt, ist mir schleierhaft. 

Auch wenn Cornelia gerne von Anfang an der gehobenen Gesellschaft angehören würde, finde ich es doch ziemlich merkwürdig, dass die „einfachen“ Menschen um sie herum schon so eine belesene Ausdrucksweise haben („ (…) nach xxx umsiedeln)“, „ (…) was die Heimat an Ersatz böte.“) 
Auch kam ich nicht umher, ständig über Mattek sen. zu stolpern. Mir erschließt sich nicht so ganz, warum das Senior nicht einfach ausformuliert wurde. Immer, wenn ich einen Punkt sehe, gehe ich davon aus, dass ein Satz zu Ende ist. Ich bin hier bei jeder Erwähnung von Mattek sen. ins Stocken geraten, was meinen Lesefluss wirklich immer wieder aufs Neue unschön ausgebremst hat. 
Der Schreibstil hingegen ist wahnsinnig üppig. Es gibt kaum eine Aktion oder ein Substantiv, das nicht mit einem passenden Adjektiv versehen wird. Gerade in Dialogen wirkt das aber leider sehr aufgesetzt. 
Ich glaube, verloren hatte mich das Buch schon nach diesem Absatz :"Zuvorderst tanzte das vollmundige Haselnussaroma einen temperamentvollen Tango auf ihrer Zunge ... Dem sich ein wonniger Walzer anschloss. Ein geschmeidiges Wiegen des zart-süßen Schmelzes aus gezuckerter, rahmiger Milch und sattem Kakao". 
Ich denke, sowohl die etwas unpassende Ausdrucksweise als auch der ausschmückende Schreibstil, sind der Prämisse geschuldet, „ein Märchen für Erwachsene“ zu schreiben. 

Leider hing ich so oft an komischen Beschreibungen und ulkigen Szenen, dass mich der Rest des Buches auch nicht mehr abholen konnte.