Rezension

Zu hohe und leider unerfüllte Erwartungen!

Flamingos im Schnee - Wendy Wunder

Flamingos im Schnee
von Wendy Wunder

Bewertet mit 3 Sternen

Campbell Cooper hat unheilbar Krebs und die Hoffnung auf Heilung, sowie den Glauben an Wunder hat sie schon lange verloren. Einzig und allein ihre Mutter tut alles dafür, um ihrer Tochter das Leben zu retten. Zusammen mit Campbells Schwester Perry fahren sie in das kleine Städtchen Promise in Maine, da der Ort bekannt dafür ist, dass er Wunder wahr werden lässt. Campbell ist zunächst skeptisch, doch als es im Sommer zu schneien beginnt, ein Regenbogen einfach so am Himmel auftaucht, eine Herde Flamingos in der Stadt landet und sie sich auch noch verliebt, fängt selbst sie an, dem Schicksal wieder zu vertrauen und hält es für möglich, dass alles gut werden kann.

Außerdem war es irgendwie Ironie des Schicksals, dass Campbell neben Disneyland aufwächst in Florida, wo es ja vor Glück und Friede, Freude, Eierkuchen beinahe trieft und sie selbst so ein schweres Leben hat. 

Zusätzlich war ich von Frau Wunders Schreibstil begeistert, da die detaillierten Beschreibungen nicht überwiegen, sondern sich gut mit nüchterner Sachlichkeit abwechseln.
Zudem besticht die Formulierungsweise der Autorin durch viele sehr ironische, teils auch zum schwarzen Humor gehörende Witze der Protagonistin, über die ich manchmal sogar laut lachen musste, obwohl dieser Art Witz nicht bei allen Lesern beliebt ist und man dafür auch richtig gestimmt sein muss.
Der Schreibstil trug somit auch dazu bei, dass die Handlung nicht zu zäh wurde und man nicht das Gefühl hatte, nach 100 gelesenen Seiten immer noch am Anfang zu hängen.

Das einzige Problem, das ich mit der Handlung hatte, war die für mich etwas zu kitschige Liebesgeschichte zwischen Asher und Cam. 
Zwar dauert es fast bis zur Mitte des Buches, bis endlich etwas passiert zwischen den beiden, aber den Gedanken von Cam, dass Asher der Richtige für ihre Hochzeit wäre, fand ich ein bisschen übertrieben, vor allem da sie sich
zu Beginn der Geschichte nämlich über ihre Mitschüler aufregt, die alle nach dem Schulabschluss direkt heiraten wollen und sich dann doch alle wieder scheiden lassen.

Mein größtes Manko an "Flamingos im Schnee" ist nun leider die Protagonistin Campbell Cooper.
Natürlich muss mir ein Buchcharakter nicht sympathisch sein, denn das ist ja wirklich Geschmackssache, aber ich muss doch im Großen und Ganzen seine Handlungsweise verstehen können. Und verstehen konnte ich Cam auf jeden Fall nicht!
Ich weiß selbstverständlich nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich Krebs im Endstadium hätte, aber ich hoffe nicht so.
Cam merkt überhaupt nicht, wie sehr sie ihre Mutter und ihre Schwester Perry mit ihrem schwarzmalerischen Verhalten verletzt, denn vor allem Perry musste immer darunter leiden, dass Cam mehr Aufmerksamkeit als sie bekam.
Und Perry und Alicia, Cams Mutter, versuchen trotz der aussichtslosen Lage immer noch für Cam zu kämpfen und diese zeigt sich einfach nur wahnsinnig egoistisch und undankbar.
Sie hat ihrer Meinung nach nicht mehr lange zu leben und deshalb könnte sie doch wenigstens so tun, als ob sie sich über die Hilfe ihrer Familie freut und die restliche Zeit genießen, die ihr noch bleibt.

Den einzigen Charakterzug, den ich an ihr mochte, war, wie oben schon erwähnt, ihr Humor, der mich an manchen Stellen wirklich zum Lachen gebracht hat.

Im Gegensatz zur Protagonistin konnten mich aber stattdessen alle Nebencharaktere begeistern, allen voran Lily, Cams beste Freundin, die ebenfalls Krebs hat und aber trotzdem versucht ihr Leben schön zu gestalten.
Auch Cams Familie war toll, ihre Mutter, Schwester und Großmutter sind alle wirklich starke Persönlichkeiten und sind mir dazu auch immer sympathisch gewesen.
Dann ist da natürlich auch noch der gutaussehende Asher, der auch ein interessanter Charakter war, aufgrund seiner spannenden, wenn auch traurigen Lebensgeschichte.

Das Ende des Buches war dann schließlich sehr emotional und hat mir doch eine oder zwei klitzekleine Tränchen entlockt. 
Dort hat dann auch der Schreibstil der Autorin wieder zugeschlagen, wegen dem die Tränen wahrscheinlich auch zustande kamen, denn so, wie das Ende stattfand, hatte ich es auch erwartet.

Fazit
Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass ich dem Buch eine bessere Bewertung gegeben hätte, wenn dieser Werbe-Aufkleber nicht existieren würde.
Die Person, die dafür verantwortlich ist, würde ich am liebsten anrufen und ihr sagen, dass das die schlechteste Idee aller Zeiten war.
Denn es gibt nunmal einfach kein Buch, das an "Das Schicksal ist ein mieser Verräter auch nur ansatzweise herankommt, seien es die Charaktere, oder die Handlung, oder der Stil. 
Aber wahrscheinlich sollte ich aufhören, mir so hohe Erwartungen zu machen und den nächsten Aufkleber einfach überkleben, damit mir das nicht nochmal passiert. 

Doch trotz alldem ist das Buch definitiv kein Flop, denn die Nebencharaktere, der Schreibstil und die Idee sind mir eine Leseempfehlung und 3 von 5 Sternen dann doch wert (Das Cover gefällt mir auch super gut!), da diese Kategorien wirklich restlos überzeugt haben!