Rezension

Zu konstruiert

Ende in Sicht -

Ende in Sicht
von Ronja von Rönne

Bewertet mit 3 Sternen

Es gibt gewisse Themen, die lassen sich mit ein wenig Humor und Feingefühl sehr viel besser vermitteln, als wenn sie einen mit der ganzen Härte und Ernsthaftigkeit treffen, die ihnen zu eigen sind. Depressionen und Selbstmordgedanken gehören definitiv in diese Kategorie.

Dementsprechend war ich sofort interessiert als ich die Ankündigung zu diesem Buch gelesen habe:

"Zwei Frauen mit dem Wunsch zu sterben – doch wollen sie das zusammen auch noch? Tieftraurig, elegant und lakonisch erzählt Ronja von Rönne von zwei Frauen, denen der Tod als letzter Ausweg erscheint: ein unvorhersehbares, dramatisches, unangemessen komisches Lesevergnügen."

Leider fehlt es dem Buch an so vielem, allem voran der Eleganz, Dramatik und Komik, die einem hier versprochen werden.

Der alternde Schlagerstar Hella und die 15-jährige Juli treffen sich auf der Autobahn, als sich die Jugendliche von einer Brücke stürzt. Was eigentlich ihr Leben beenden sollte, ist der Startschuss zu einem unbequemen Roadtrip mit ungewollten Zwischenstopps und Umwegen.

Ich gebe zu, die Story hat Potential, sehr viel Potential sogar. Allerdings kommen ihr sowohl sehr blasse Figuren in den Weg, zu denen man nur sehr schwer Zugang findet und deren Beweggründe vor allem im Falle der 69-jährigen Hella bis zum Schluss ziemlich im Dunklen bleiben. Auch die Chemie zwischen den Figuren vermisse ich bis zum letzten Kapitel. Wenn man erwartet, dass sich die beiden auf ihrem Trip näher kommen und aufgrund ihrer ähnlichen Ziele genügend Gesprächsstoff haben, so wird man schwer enttäuscht.

Auch die kurzen Abschnitte und schnellen Perspektivwechsel, die die Geschichte mit Recht auflockern, verhindern es, dass bei dem Ganzen Tiefgang entsteht.

Zudem wirken einige Szenen sehr konstruiert wenn nicht sogar deplatziert oder unnötig. Manchmal bekommt man das Gefühl, dass hier auf Zwang Komik erzeugt werden soll, die jedoch einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Mich enttäuscht aber vor allem die Darstellung von Depression und Todeswunsch, da man das Gefühl bekommt, hier eine recht eindimensionale Darstellung präsentiert zu bekommen. Allein das Ende der Geschichte kann mich zumindest zum Teil versöhnen.