Rezension

Zu kurz um sich zu entfalten

Die Liebe Geld -

Die Liebe Geld
von Daniel Glattauer

Bewertet mit 2.5 Sternen

Glattauer hat ein neues Buch geschrieben, yeah! Oh, soo dünn nur, mmmh, schade. Ach, wie ein Drehbuch geschrieben. Oh! Na mal schauen...

Und dann entspann sich eine leicht absurde Geschichte um Heinrich, dem der Zugriff auf sein Geld von der Bank verweigert wird. Er muss förmlich darum betteln beim Bankmanager, und selbst das bringt nichts. Heinrichs Hilflosigkeit war förmlich spürbar, und machte mich beim Lesen sogar wütend. Emotionen erzeugen hat also funktioniert, allerdings vermisste ich hier trotzdem sehr den Schreibstil von Glattauer, der vor allem in der Prosa-Form glänzt, wo er wunderbar mit der Sprache spielt und Dinge auf ihre ganz eigene Art und Weise beschreibt. Schon in "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" hat er sich auf einen 'Dialog' zwischen 2 Protagonisten beschränkt. Mit dem Unterschied, dass diese Protagonisten sich schrieben statt miteinander zu reden, und dadurch tolle bildhafte Texte schufen. Wenn in diesem Buch hingegen der Czerny etwas weiter ausgeholt und eine Sache gleich mit drei Vergleichen zu verdeutlichen suchte, so wirkte das auf mich unauthentisch. Wer redet denn so?

Abgesehen davon mag die Geschichte an sich auch überzogen wirken. So unwahrscheinlich ist sie dann aber doch nicht, wie einige Österreicher im Sommer 2020 erfahren mussten als der Bilanzbetrug in einer burgenländischen Bank aufflog. Vielleicht holte sich der Autor auch genau dort seine Inspiration.
Und meine Assoziation mit dem Drehbuch war auch nicht falsch. Kurz nach dem Beenden des Buches sah ich schon eine Werbung für das Theaterstück gleichen Namens, das im September seine Uraufführung in Wien feierte. Als solches kann ich es mir tatsächlich auch sehr viel besser vorstellen (und hat ziemlich gute Kritiken bekommen) In Buchform hat es mich nicht so abgeholt wie ich es von anderen Glattauer-Büchern gewohnt bin.