Rezension

Zu langatmig, zu konstruiert und sprachlich auch nicht doll

Das Seehaus
von Kate Morton

Bewertet mit 1 Sternen

Die Freude ein Leserundenbuch zu gewinnen kann sich manchmal auch in ein stilles, langes Leiden verwandeln. Ein Roman der in Cornwall spielt, zwischen Mittsommer 1933 und heute, was kann da schon schiefgehen? Ein bisschen Landschaft, ein bisschen Familie, ein bisschen Liebe, ein bisschen Krimi, passt schon, dachte ich mir. Tja. Ein Fehler.

Ich lese gerne. Ich lese schnell. Ich lese viel. 600 Seiten sind eigentlich also kein Problem, wenn mich ein Buch erst einmal in den Bann gezogen hat. Ich bekam dieses Buch und stürzte mich begeistert darauf um nach einigen Seiten festzustellen: Ouh. Der Schreibstil gefällt mir gar nicht. Ich weiß nicht, ob es an Kate Morton selbst liegt oder vielleicht mehr an der Übersetzung, aber oft 'passte' die Sprache für mich nicht. Die Wortwahl schien mir oft seltsam, verstockt, mit unpassenden Begriffen. Seltsame Redwendungen wurden benutzt. Ein Versuch die Sprache von 1933 (und teilweise weit davor) abzubilden? Wenn ja, absolut fehlgeschlagen.

Die Handlung wird in mehreren verschiedenen Erzählsträngen aus verschiedenen Zeiten erzählt, überwiegend zwischen 1911, 1933 und 2003, teilweise aber auch mit mehreren Wechseln innerhalb der Kapitel durch Gedankenerzählungen der Protagnisten. Protagonisten gibt es ebenfalls mehrere, je nach Zeit und Ort. Die Charaktere sind alle sehr unterschiedlich und gut ausgearbeitet, sympathisch sind mir trotzdem allenfalls die Randpersonen, persönlich kann ich mich sonst mit niemandem identifizieren.

Durch verschiedene Gedanken- und Zeitsprünge wird versucht Spannung aufzubauen. Für mich klappt es so allerdings leider nicht. Gefühlt wird die ersten 300 Seiten nichts konkretes benannt, es wird immer kurz vorher abgebrochen oder umgesprungen. Was bei einigen Lesern offenbar wirklich Spannung aufbaut, hinterlässt bei mir nur eine Genervtheit. Ich hätte es nicht weiter gelesen, wenn es nicht ein Leserundenbuch gewesen wäre. Aber so habe ich mich weiter durchgequält.

Im Laufe der Zeit bessert sich der Schreibstil tatsächlich (oder ich stumpfte ab) und es entsteht eine Grundneugier nach der Frage, was wohl passiert ist. Im letzten Drittel lösen sich dann endlich auch Zusammenhänge auf und es werden Sachverhalte konkretisiert. Man könnte ja denken, es würde für mich zu einem versöhnlichen Ende kommen, aber nein. Einige Verknüpfungen wirken für mich wie an den Haaren herbeigezogen, die letzten 30 Seiten sind kaum zu ertragen an Kitsch und "Zufällen", das letzte Kapitel unübertroffen schlecht.

Ich bin eigentlich ein großer Freund von Zeitsprüngen in Romanen, ich liebe eine kleine Portion Kitsch und mag Happy Endings... aber in diesem Fall war es einfach von allem zu viel. Schade.