Rezension

Zu neuen Abenteuern verlockt

Menschenjäger
von Karl May

Bewertet mit 5 Sternen

Kara Ben Nemsi ist eigentlich auf dem Weg nach Hause. Seine Ersparnisse reichen nur noch für die Überfahrt, doch eine Begegnung mit dem Türken Murad Nassyr verlockt ihn zu einer weiteren Reise in die nubische Wüste. Es läuft aber nicht wie geplant. Schon in Kairo macht sich Kara Ben Nemsi eine muslimische Bruderschaft zum Feind. Deren Oberhaupt trachtet ihm fortan nach dem Leben und nur eine schleunige Flucht kann Kara Ben Nemsi retten. Verfolgt von der Kadderine, will er seinen neuen Freund später treffen, doch je weiter Kara Ben Nemsi reitet desto suspekter wird ihm der Türke.

Ein Orient-Abenteuer ohne Hadschi Halef Omar – ich war erstmal überrascht, aber Karl May lässt den Leser den kleinen Hadschi gar nicht vermissen. Mit dem Großmaul Selim, der schnell zu Kara Ben Nemsis Begleiter wird, sind Großsprecherei, Feigheit und grobe Fehler, die die Helden immer wieder in Gefahr bringen nicht fern. Ein Charakter, der einem schnell auf die Nerven gehen könnte, wenn Heiko Grauel ihn nicht geradezu plastisch inszeniert hätte. Er lebt und atmet diese Gestalt, sodass der ganze Witz sich entfaltet und der Hörer eher geneigt ist zu lachen als die Augen zu verdrehen.

Mit dieser Orient-Trilogie ist es May wieder gelungen Charaktere zu schaffen, die sich komplex entwickeln. Sei es der sympathische Murad Nassyr, der Stück für Stück demontiert wird oder der Reis Effendina, der mal wahnsinnig cool und dann wieder wahnsinnig albern ist. Heiko Grauel erweckt dieses spannende Abenteuer wieder brillant zum Leben.