Rezension

Zu oberflächlich

Dieser Sommer gehört noch uns - Heike Karen Gürtler

Dieser Sommer gehört noch uns
von Heike Karen Gürtler

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:

Gemeinsam mit ihren fünft engsten Freunden verbringt Franzi den Sommer am Gardasee-den letzten Sommer, denn nach den gemeinsam verbrachten Tagen trennen sich ihre Wege. Unter ihnen: Chrissi, Franzis beste Freundin, die nicht nur ein großes Geheimnis mit sich rumträgt und ganz andere Seiten von sich zeigt, und Flo, Franzis heimlicher Liebe. Franzi hofft, dass sie sich in Italien näher kommen, was anfangs auch der Fall zu sein scheint. Doch immer mehr kippt die Stimmung und die Freunde finden sich in einem Meer aus gegensätzlichen Gefühlen wieder…

Meine Meinung:

Auf „Dieser Sommer gehört noch uns“ habe ich mich sehr gefreut, als ich es bei der Leserunde gewonnen habe. Den bildlichen, fast poetischen Schreibstil aus der Leseprobe findet man im gesamten Buch wieder, sodass das Lesen sehr angenehm und leicht ist. Besonders in Franzis Art Tagebuch konnte sie mich sehr überzeugen. Trotzdem bringt die Autorin auch die nötige jugendliche Frische mit rein, es liest sich wirklich, als würde Franzi alles aus ihrer Sicht erzählen. Dennoch viel es mir mehr als schwer, mich mit ihr zu identifizieren, denn bei den Charakteren fängt aus meiner Sicht das größte Problem dieses Buches an: Die Oberflächlichkeit.

Es werden viele Themen angeschnitten, die (nicht nur) Heranwachsende interessieren, das ein oder andere Problem hat einen selbst schon betroffen, dass man eigentlich sehr mit der Geschichte mitfiebern oder mitleiden kann. Denn der Sommer ist nicht nur von Freude geprägt, sondern viel mehr von Trübsal, von den Fragen nach dem Später geprägt. Leider bliebt aber alles viel zu sehr an der Oberfläche, so nach dem Motto: Okay, mal kurz erwähnt und dann wieder abgehakt. Von jedem der sechs Freunde wird ein erhebliches Problem angeschnitten, anhand dessen man diesen nun näher kennenlernen soll, denn nur zu diesem Zeitpunkt sind sie wirklich präsent, treten ins Rampenlicht. Dumm nur, dass dann so kurzweilig beschreiben wird, dass man kaum einen Einblick erhält, man sich nicht in die Charaktere reinversetzen kann. Bei keinem der Sechs würde ich sagen, ich kenne den Protagonist, geschweige denn ich könnte seine Handlungen nachvollziehen. Am Extremsten ist das für mich an Chrissis und Flos Beispiel. Die beiden, als beste Freundin und große Liebe von Franzi, sollten doch wohl am ausgeprägtesten charakterisiert werden-sollte man meinen. Das hat mich echt geärgert, denn ansonsten ist das Buch ein wirklich schönes, stimmiges Sommerbuch!

Vor allem die Kulisse fand ich nämlich ausgezeichnet gewählt, Heike Karen Gürtler hat den Gardasee und Umgebung klasse beschreiben und ich hätte selbst gerne am Steg gelegen oder gar mein Glück beim Surfen versucht. Auch der Stimmungsumschlag gleich zu Anfang, kurz nach der Ankunft, wurde gut beschreiben. Man hat die angespannte Atmosphäre förmlich greifen können und ich zumindest habe bis zum Ende gespannt gelesen, wie es für jeden zu guter Letzt ausgeht-was man leider nicht wirklich erfährt. Zwar spiegelt das irgendwie gut das Leben wieder, denn meist lösen sich Probleme (leider) nicht so schnell und manchmal sind wir uns erst Jahre später bewusst, wie uns bestimmte Ereignisse beeinflusst haben und wie sie uns verändert haben. Hier hätte ich aber einen Epilog richtig schön gefunden, er hätte die Geschichte abgerundet und sie für mich irgendwie versöhnlicher gestimmt. So bleibt für mich eher ein melancholischer Nachklang zurück-ich hätte gerne gewusst, ob es den Charakteren später besser ergeht, wie sie auf diesen letzten gemeinsamen Sommer zurückblicken.

Fazit:

Ein Sommerbuch mit definitiv ernstem Anklang, das teilweise schon fast zu bedrückend war. Leider war es aber viel zu kurzweilig, um die vielen angesprochenen Probleme abzuhandeln. Deshalb gibt es von mir eine nicht ganz so überzeugte Leseempfehlung, da es meiner Meinung nach Sommerbücher gibt, die sich mit diesen Themen deutlich besser auseinandersetzen-aber es gibt bestimmt auch Leser, denen gerade diese Kurzweiligkeit zutut. Von mir gibt es jedenfalls 3 von 5 Herzen.