Rezension

Zu pelzig

Ozelot und Friesennerz - Susanne Matthiessen

Ozelot und Friesennerz
von Susanne Matthiessen

Bewertet mit 2.5 Sternen

Susanne Matthiessen hat mit "Ozelot und Friesennerz" einen Roman über ihre Sylter Kindheit in den 1970er Jahren verfasst. Sie schreibt über lustige, aber auch bedenkliche Geschehnisse mit ihrer besten Freundin. Man kann hier oft über die gemeinsamen Streiche lachen. In diesem Roman spiegelt sie den Wandel dieser Insel zur Ferienidylle der Superreichen. Ihre Erlebnisse mit der Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Unterhaltung beschreibt sie auf lockere Art. Man begegnet hier dem letzten Sohn der Familie Krupp ebenso wie Gunter Sachs. Diese prominenten Menschen werden hier auf unterhaltsame Art vorgestellt. Man lernt sie so kennen, wie sie wirklich waren - jenseits der Presse. Denn die Autorin hat sie alle persönlich kennengelernt. Ihre Erlebnisse stellen den Mensch in den Vordergrund - nicht das Presseobjekt. Susanne Matthiessen schreibt über die Prominenz mit Respekt. Bis auf eine Person: Brigitte Bardot. Diese war für ihre Familie ein Feindbild - denn sie setzte sich damals als erste Person für den Tierschutz und gegen Pelze ein. Dabei hat sie nicht ein "traditionelles Handwerk" zerstört - nein, sie hat Millionen Tieren das Leben gerettet. Dafür verdient sie Achtung. Da Familie Matthiessen Eigentümer des bekanntesten Pelzgeschäftes auf Sylt und als Kürschner ihr Geld verdienten, sahen sie es anders. Bei Susanne Matthiessen hat man hier das Gefühl, sie sieht es noch heute anders. Und dies stört mich gewaltig. Ich hatte ein Buch mit Kindheitserlebnissen erwartet. Aber über die Hälfte des Buches ist Werbung für Pelze. Diese werden als "Kunstwerke" oder "traditionelle Kleidung, da schon von Steinzeitmenschen getragen" bezeichnet. Es wird ausführlich darauf eingegangen, wie schwer es ist aus x Tieren die richtigen Felle auszusuchen, damit der Mantel von der Farbe schön gleichmäßig aussähe. Oder wie schön Ozelot zu verarbeiten ist.. Diese Glorifizierung der Kürschnerei gehört nicht in die heutige Zeit. Frau Matthiessen hätte erwähnen können, was ihre Eltern beruflich taten - aber das hätte reichen müssen. Den Platz für diese Lobhudelei hätte sie sich sparen können und diese Seiten mit mehr Erlebnisse mit Freundin, Gästen und Prominenz füllen können. Kurz gesagt: Mehr Friesennerz und weniger Ozelot wäre wünschenswert gewesen.